Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Klasse ist als soziopolitisches Erklärungskonzept für Produktionszusammenhänge im digitalen Dienstleistungszeitalter überholt. Diese Erkenntnis ändert aber wenig bis gar nichts am Kampf gegen ausbeuterische Arbeits- und Lebensverhältnisse. Deswegen gehen rund um den internationalen Kampftag der Arbeiter*innen auch dieses Jahr Menschen mit dem Verlangen auf die Straße, dass der Mai tatsächlich alles neu machen werde – oder zumindest eine antikapitalistische Perspektive biete.
Am Montag gibt den Auftakt zu den kämpferischen Tagen die antikapitalistische Demonstration „Widerständig und solidarisch im Alltag – Organize!“ im Wedding, die seit 2012 jährlich zur Walpurgisnacht stattfindet. Neben einem breiten Aktionsbündnis engagiert sich insbesondere die Initiative „Hände weg vom Wedding“ gegen fortschreitende Verdrängung und Ausbeutung in Weddinger Kiezen (30. 4., 16 Uhr, U-Bhf Seestraße).
Zum ersten Mai selbst stellen wahrscheinlich die Gewerkschaften traditionsgemäß die größten Demonstrationen rund um den Arbeitskampf auf die Beine. In diesem Jahr kommen sie unter dem Motto „Solidarität. Vielfalt. Gerechtigkeit“ zusammen, um gemeinsam mit Hunderttausenden Kolleg*innen zu demonstrieren und den Tag der Arbeit zu feiern. Informationen zu den verschiedenen Demonstrationszügen finden sich unter: www.berlin.dgb.de/extra/1-mai/ (ab 10 Uhr, 1. 5., Spandauer Straße/S-Bhf Hackescher Markt).
Klar, der 1. Mai ist ein Feiertag. Den prominentesten Ausdruck findet die Feierei wahrscheinlich im Kreuzberger Myfest. Doch gibt es genug politische Veranstaltungen, die am 1. Mai daran erinnern, dass der Tag des Arbeitskampfes keine feierliche Bratwurst- und Bierbauchsackgasse ist. Wie in den letzten Jahren wird als Gegengewicht zum Revolutionären 1. Mai aufgerufen, um ein Zeichen des Widerstandes gegen jegliche Formen des Krieges und der Ausbeutung zu setzen. Das geht natürlich nur unter den Vorzeichen der internationalistischen Solidarität. Deswegen gibt es einen zusätzlichen Aufruf zur Soli-Demonstrationen mit dem kurdischen Gebiet Rojava und gegen den Angriffskrieg in Afrin. Bislang ist die Anmeldesituation dieser Veranstaltung unklar (1. 5., 18 Uhr, Oranienplatz).
Glasklar ist hingegen, dass der 1. Mai keinen xenophoben und nationalistischen Ansichten überlassen wird. „Kein Raum, keine Stimme und kein 1. Mai der AfD“ – unter diesem Motto wird sich Widerstand gegen ein AfD-Fest in Pankow formieren (1. 5., 11 Uhr, Bleichröderpark).
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