: Top-Bankier muß Sessel wegen Betrugsskandals in Japan räumen
Tokio (dpa/taz) — Ein weiterer japanischer Spitzenbankier mußte gestern in der Affäre um massive Betrugsgeschäfte zurücktreten. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Industrial Bank of Japan (IBJ), Kaneo Nakamura, zog damit die Konsequenzen aus dem dubiosen Deal seiner Bank mit der Restaurantkettenbesitzerin Nui Onoue. Das wichtigste japanische Institut für langfristige Kredite hatte der Großanlegerin ohne ausreichende Deckung 3,12 Mrd. D- Mark für den Kauf von Aktien geliehen.
Anfang Oktober war bereits der Aufsichtsratsvorsitzende der Fuji- Großbank, Taizo Hashida, wegen der Verwicklung in die Milliarden- Affäre geschaßt worden. Nach Hausdurchsuchungen in mehreren Fuji-Filialen waren mehrere Banker unter dem Verdacht festgenommen worden, die Drahtzieher der Geldschiebereien im japanischen Börsen- und Bankenmilieu gewesen zu sein. Die Fuji-Bank pflege auch Kontakte zu Japans größter individuellen Investorin Onoue. Sie war vom Präsidenten einer kleinen Genossenschaftsbank in Osaka mit gefälschten Belegen über angeblich vorhandene Einlagen versorgt worden, die sie bei anderen Geldinstituten als Sicherheiten für Kredite hinterlegte. Ein Manager der IBJ hatte sich außerdem bei der Restaurantbesitzerin rund eine Mio. D-Mark für den Kauf von Aktien geliehen. Frau Onoue, die sich in Untersuchungshaft befindet, soll auch Kontakte zu japanischen Unterweltorganisationen besitzen und in ihrem Restaurant spiritistische Sitzungen abgehalten haben, bei denen sie als Hellseherin Kursentwicklungen vorhersagte.
Wie die renommierte Großbank IBJ weiter mitteilte, bleibt ihr Präsident, Yo Kurosawa, zwar im Amt, muß aber auf einen Teil seiner Bezüge verzichten. Kurosawa gilt in Deutschland als einer der wichtigsten Förderer der deutsch-japanischen Beziehungen. Im Juni hatte er wegen seiner Verdienste das Bundesverdienstkreuz erhalten.
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