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Archiv-Artikel

männer & andere zwischenstufen (ii) Tomas Rosicky

Der Sexappeal der WM. Heute: Tomas Rosicky (sprich: Rosizki), 25, geboren in Prag, spielt für Tschechien

Von JAF

So sieht einer aus, der Ruhm ernten wird, dem die Mädchen und manche Jungs quasi zu Füßen liegen: Tomas Rosicky, ein Mann von immerhin schon 25 Jahren, doch von seinem Gesicht her noch ein knurpseliger Tscheche, der beim Auftaktspiel seiner Elf zum Spieler der Partie gewählt wurde und außerdem wie ein eben in die Pubertät Gekommener ausschaut.

Rosicky ist ein begnadeter Tänzer am und mit dem Ball, ein Flankeur und Raumzerteiler, als flöge er über das, worüber andere stampfen, den Rasen nämlich. Zwei Tore hat er erzielen können – ein Ballerino über zwei Halbzeiten von beißender Entschlusskraft, keinen Ball preiszugeben, es sei denn, ihn einem Mannschaftskameraden zuzuspielen. Und dies mit je erstaunlicher Präzision. Eine athletische Akkuratesse, die viel mit straff muskulierten Beinen zu tun hat, mit körperlicher Wendigkeit.

Rosicky ist auch in Hinblick auf die Schönheit des Männlichen ein Gewinner. Sein Lächeln hat etwas Bübisches, seine Frisur kommt als Stil daher, der einen Kompromiss sucht zwischen Prinz Eisenherz und der Jodie Foster frühester Jahre. Eine androgyne Aura, die auf protzige Gesten verzichten kann, weil dieser Mann sie nicht nötig hat.

Rosicky, bei Dortmund bis Monatsende noch unter Vertrag, aber mit dem letzten Saisonspiel verabschiedet, geht jetzt zu Arsenal London – mit die allerfeinste Adresse im europäischen Kickerwesen. Er wird sich dort kaum wehren können, setzt man ihn auf den Thron ewiger Anbetung, schießt er nur weiter Tore und guckt er nur weiter wie ein Wässerchen, das nichts trüben kann.

Tommy, wie ihn Prager Mädchen nennen, wenn sie ihm schreiben, um ein Autogramm zu erbitten, ist ein Kerl, der seine Verführungskraft gerade aus dem Umstand gewinnt, es nicht auf Sex abzusehen. In Wirklichkeit, so wird in Dortmund erzählt, hat Rosicky nichts anderes im Sinn als ebendies. Ein Womanizer mit hohem Zärtlichkeitsappeal, ein Raubauz, dem man zutraut, auch in jeder Wirtshausschlägerei mithalten zu können.

Jan Koller, sein Kollege aus Dortmunder Zeiten, wird ihn vermissen: Kein Paar war hübscher als jene zwei zusammen. Der Mann, der der Idee des Dribblings zu einer des Tanzes aufhalf, kann es mit jedem Ronaldinho aufnehmen: fußballerisch ohnehin, sex- und gendertechnisch auch – Rosicky behält immer sein Geheimnis: ein Mann, der keine Angst vorm Fliegen hat.

JAF

Rosicky zum Angucken: Tschechien – Ghana (heute, 18 Uhr)