■ Töpfer und das Stadtforum: Mit kleiner Münze
Kommt Bundesbauminister Klaus Töpfer ins Berliner Stadtforum, erobert er das kritische Planungsgremium im Sturm: Hauptstadtbauten hier, Bundesansprüche dort, „architektonische Ausrufungszeichen“ in der Mitte, „bauliche Profilierung“ im Spreebogen. Vom Thema der Veranstaltung – die Stadt und der Staat – ist da wenig mehr geblieben. Wer Spektakuläres erhofft hatte, streitbare Themen und Thesen, erlebte dagegen: Harmonie und die geistige Abwesenheit der „Stadt“ (und ihrer Stadtforumsmitglieder). Der Beifall für Töpfer war groß, und selbst Michaele Schreyer war einverstanden mit dem Gesagten. Es zeigte sich kaum, daß die „Stadt“ über eine eigene, positive Formulierung verfügt, die sie von einer netten Regierungsmetropole unterscheidet.
Die „Stadt“ ist bescheiden geworden: Sie konnte in den vergangenen Jahrzehnten immer von ihren eigenen Mythen leben, die nun allmählich aufgebraucht sind. Groß scheint die Erleichterung darüber, daß auch der Staat versucht, ihr ein lebbares Konzept zu formulieren. Dort, wo sie auf sich allein gestellt ist, zeigt sie sich ratlos; dort, wo sie den Staat in den letzten Jahren zum Rückzug bewogen hat, also auf der Spreeinsel, ist die geistige Leere greifbar. Man kann das beklagen, kann es aber auch als Verlust stadtbürgerlicher Kompetenz deuten. Oder, positiv, als Plädoyer für den Zusammenhang zwischen Zeitlassen und Leere.
Das Stadtforum hat Klaus Töpfer unterfordert, es hat ihm als städtische Öffentlichkeit wenig entgegengehalten, woran er sich – konstruktiv – hätte reiben können. Für den Bund gibt es Durchführungsprobleme. Das Stadtforum aber hat, wie der Architekt Bernhard Schneider sagte, „das Riesenthema Stadt und Staat in viel zu kleiner Münze behandelt“. Cornelius Helmes
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