: Töpfer auf Touren
■ Umweltminister Töpfer ist in Ost-Berlin: Bonn jetzt gegen weitere Müllexporte in die DDR
Bonn und Ost-Berlin wollen den „Mülltourismus“, also die Exporte von Abfällen aus der BRD und West-Berlin in die DDR, soweit wie irgend möglich einschränken. Die Mülltransporte in die DDR waren gestern wichtiges Thema in den Gesprächen, die Bundesumweltminister Töpfer (CDU) in Ost-Berlin führte.
Bei dem Gespräch mit DDR-Umweltminister Reichelt in Ost -Berlin wurde angeregt, daß gemeinsame deutsch-deutsche Expertenkommissionen für die betreffenden Mülldeponien in der DDR gebildet werden. Daran sollen auch Vertreter unabhängiger Gruppen teilnehmen. Nach Angaben aus dem Bonner Ministerium liefern derzeit neben West-Berlin noch Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg Müll und Abfall in die DDR. Bei den Deponien, bei denen Expertenkommissionen zur Analyse der Umweltgefährdung durch die Mülltransporte eingerichtet werden, handelt es sich um Schöneiche und Vorketzin bei Berlin sowie die Deponie Schönberg bei Lübeck. Das Grundwasser unter den Deponien Vorketzin und Schöneiche ist, wie berichtet, bereits verseucht. Die Müllkippen bedrohen die Trinkwasserversorgung umliegender Gemeinden. Auf beiden Deponien landet fast ausschließlich Müll aus West-Berlin.
DDR-Minister Reichelt plädierte dafür, künftig nur noch die Mengen Giftmüll aus der Bundesrepublik aufzunehmen, die in der Verbrennungsanlage Schöneiche beseitigt werden können. Diese Anlage hat eine Kapazität von jährlich 15.000 Tonnen. Reichelt kündigte an, die bisherigen Einnahmen aus dem Müllgeschäft sollten für den Umweltschutz in den betroffenen Gebieten verwendet werden. Er nannte in diesem Zusammenhang den Bau neuer Sondermüllverbrennungsanlagen.
Der Bundesrepublik und der DDR ist bei der Zusammenarbeit im Umweltschutz nach den Worten von Töpfer ein „echter Durchbruch“ gelungen. Er sagte, nach der Kooperation bei einzelnen Pilotprojekten werde man jetzt ein gemeinsames Umweltprogramm in Angriff nehmen.
dpa/ap/taz
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