Musik und Architektur, gleichberechtigt: Raum-Klang-Komposition „MAN-DO / SYN_ARCH“ in der City Nord : Tönende Diagonalen
Das Ansinnen markiert einen nicht neuen, aber bedeutsamen Paradigmenwechsel: Raum nicht durch Musik zu füllen, sich dessen Akustik pragmatisch zunutze zu machen, sondern Musik auf einen Raum hinzuschreiben hat sich der 1952 geborene Komponist Johannes Wallmann gemüht. Sein aktuelles Projekt: die Bespielung des Berliner Kammermusiksaals. MAN-DO – Musik im Raum für sechs Instrumentalgruppen heißt das Stück, das Wallmann, Leiter des Wuppertaler „Klangzeit“-Festivals und Lehrbeauftragter für Architektur, für das Gebäude schrieb. Ein Thema, das in Hamburg durch die Diskussion um die Philharmonie auf Kaispeicher A neue Impulse bekam: Eine Musik-Architektur-Komposition entwarfen daher HAW-Studenten; herausgekommen ist die Komposition MAN-DO / SYN_ARCH, die jetzt in der City Nord voraufgeführt wird; Uraufführung ist am 29. Februar in Berlin.
Gleich einer mehrdimensional erfahrbaren Evolution sollen sich in dem Stück Musik und Architektur an den wechselseitig vorgegebenen Themen abarbeiten: Jeweils viersätzig sind Musik und Installation angelegt; bearbeitet werden im Wesentlichen geometrische Formen: Die Genese vom Punkt über Linie und Fläche zum Raum ist Thema der Projektions-Sequenz, in deren Finale nicht mehr auf die Wände, sondern in den Raum projiziert wird; der Weg in die Dreidimensionalität ist damit frei.
Musikalisch werden unterdessen Kreisläufe konstruiert, Dreiecke gegeneinander gesetzt und in Schwingungen versetzt, als umrundeten zarte, neu geborene Planeten einander. Verschiedene Timbres kennzeichnen etwa die „Dreiecke“ des zweiten Satzes, während der dritte noch weiter in die Abstraktion vordringt: Bloße Positionen – die der Diagonale im Raum – sind jetzt Thema, sinnlich gemacht durch scharf in den Raum gejagte Hiebe, die zu zwölftonartigen Sequenzen verfeinert wurden. Und schließlich: die Vereinigung aller Bewegungsformen, die allerdings nicht frei von Stockungen sind: Denn gelegentlich werden die zuvor so delikat modellierten Einzeltöne wieder zu massierten Klängen aufgestaut. PETRA SCHELLEN
Sa, 31.1., 18 Uhr, HAW, City Nord, Hebebrandstraße 1, Halle a