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Todesstrafe in Papua-NeuguineaLynchmob soll erschossen werden

Papua-Neuguinea will nach fast 60 Jahren wieder die Todesstrafe einführen. Als Grund werden schockierende Gewaltexzesse gegen „Hexen“ angegeben.

Sicherheitskräfte in Port Moresby, Papua-Neuguinea (Archivfoto). Bild: reuters

CANBERRA ap | Der Inselstaat Papua-Neuguinea will nach fast 60 Jahren wieder die Todesstrafe vollstrecken und die Verurteilten von Exekutionskommandos erschießen lassen.

Anlass sind mehrere aufsehenerregende Fälle von Lynchjustiz, bei denen angebliche Hexen und Zauberer von aufgebrachten Stammesangehörigen ermordet wurden. Ministerpräsident Peter O'Neill sagte diese Woche, Erschießungen seien aus seiner Sicht eine „humane und kostengünstige“ Hinrichtungsmethode.

Zuletzt wurde in dem armen, von Stammeskulturen geprägten Pazifikstaat mit rund sieben Millionen Einwohnern 1954 ein Mann gehenkt. Aktuell sitzen zehn Todeskandidaten im Gefängnis. Nun will die Regierung einen ohnehin geplanten Gefängnisneubau um ein „Exekutionszentrum“ erweitern, wie O'Neill sagte.

Hintergrund der Diskussion über die Todesstrafe sind mehrere aufsehenerregende Fälle von Lynchjustiz. So hatte etwa ein aufgebrachter Mob im Februar in der Stadt Mount Hagan eine als Hexe bezichtigte Frau gefoltert, gefesselt und dann nackt bei lebendigem Leib verbrannt – vor Hunderten Zeugen.

Im Juli verhaftete die Polizei 29 Verdächtige, die im von Regenwald bedeckten Hinterland einem kannibalischem Kult angehangen haben sollen. Ihnen wird die Tötung von sieben angeblichen Hexen und Zauberern zur Last gelegt.

In zwei Wochen soll das Parlament darüber beraten, ob die Todesstrafe wieder vollzogen werden soll. Nach Einschätzung von Landeskennern hat Papua-Neuguinea auch deshalb lange auf Hinrichtungen verzichtet, weil Richter und Henker Opferangehörige fürchten müssen, die Blutrache nehmen wollen.

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15 Kommentare

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  • R
    rocka

    Wäre das Christentum zu diesen Menschen durchgedrungen, gäbe es solche Zustände nicht.

    Menschenopfer, kanibalismus, Zauberei, hat doch erst mit dem Christentum aufgehört.

    Dieses dumme gesabbel, das Christentum wäre schuld, kann ich nicht mehr hören.

  • FG
    Free Ganz Papua

    Free West Papua!: "Christliche Missionare treiben Heute noch ,in Papua-Neuguinea ,ihr Unwesen und genau seit dem sind diese Hexengeschichten aufgetaucht. Die Hauptverantwortlichen sind im Vatikan zu finden"

     

    Ja, klar. Und das Leben in Papua war vor der Ankunft des weißen Mannes ein Paradies, in dem die Löwen Gras fraßen und Milch und Honig durch die Bächer floss. Mann, Mann, Mann. Wahrscheinlich halten Sie sich mit diesem unerträglichen Kitsch auch noch für links.

  • I
    ion

    @ anyone,

    @ Free West Papua !:

    "Die Hauptverantwortlichen sind im Vatikan zu finden ."

    @ Celsus,

    "Aber die Verantwortung haben sie trotzdem, dagegen vorzugehen."

     

    Denkwürdige Logik, die Buchhalterreligionen verantwortlich machen zu wollen – ist bekannt, dass auf Papua-Neuguinea die wohl letzten Menschenfresser auf diesem Planeten leb-t-en? Insofern wäre betreffs der aktuellen Vorkommnisse vielleicht eher zu vermuten, dass sich dort archaische Bräuche – ‘wir’ nennen derlei zu jeder Gelegenheit (insbesondere in Bayern): ‘traditionell’ – wieder ihren Weg bahnen, sozusagen: “Back to the roots”.

    Cf. a.:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kuru_%28Krankheit%29

     

    PS

    Sehr geehrtes taz-Redaktionspersonal, ich sehe definitiv keinen Grund, dass Sie den vorstehenden Text wieder-wieder-holt nicht freischalteten – zumal er im Essentiellen zwischenzeitlich von "Papua", wenn auch mit differenter Deutung, bestätigt wird.

    Offenbar passen dümmlich intrigierende, polemisierende Lk-e (z.B.: "GegenExtremisten", "Halal frisst keiner") besser in Ihr ‘Konzept’.

  • P
    Papua

    Diese Aberglaube Kultur existiert schon seit tausenden Jahren in PMG. Mann nennt das hier Sanguna. Gerade die Missionare verhindern in den Gemeinden die Hinrichtungen der betroffenen Personen. Heutzutage wird dieser Glaube dafür benutzt, Gewalt gegen Frauen und Kinder zu rechtfertigen. In PNG herrscht ein verdeckter Krieg gegen Frauen und Kinder, inoffizielle Zahlen belegen das bis zu 90 Prozent aller Frauen in PNG Vergewaltigung Opfer sind.

  • TS
    Thomas Sch.

    Ein neuer Auftrag für die Antifa: Kämpfer, steht auf ! Für ein freies Papa-Neuguinea. Zerschlagt die kämpferisch-aggressiven Eingeborenen, die nationalistisch, rechtsradikal und faschistisch die sog. Hexen jagen. Auf, auf Antifa. Mal in einen richtigen Kampf gegen richtige Feinde, Ihr Maulhelden, und nicht nur Ostpreußen-Opas und -Omas beim Kaffeetrinken (faschistischer Kampfeinsatz) stören oder Landser-Heftchen verkaufende Kioske "heldenhaft" abfackeln. Mal was Richtiges machen, gegen richtige und bewaffnete Gegner. Was ? Keine Lust ? Schiß ? Ich warte auf die verquere und verschwurbelt politkorrekte Antwort.

  • D
    D.J.

    @Free West Papua,

     

    können Sie das irgendiwe belegen? In den meisten ehemaligen Kolonien fanden die Missionare den Hexenglauben vor. Es handelt sich dabei mehr oder weniger um eine anthropologische Konstante. Die Kolonialherren versuchten, die Hexenverfolgungen einzudämmen (lustigerweise wurde in einigen afrikanischen Ländern wie Benin nach der Unabhängigkeit dies als Art Kulturimperialismus bezeichnet). Sollte dies in Papua-Neuguines tatsächlich anders sein, würde mich das interessieren.

    Richtig ist, dass einige lokale Freikirchen in Afrika durchaus den Hexenglauben propagieren. Von den Katholiken oder Lutheranern ist mir das bisher nicht bekannt.

  • G
    GegenExtremisten

    Dort werden Hexen gejagt? Claudia F. Roth sollte bei ihrer Weltverbesserungstour dann lieber einen Bogen um das Land machen.

  • BT
    Burn the witch!

    ... ein bisschen mehr Bildung würde auch schon reichen.

  • T
    'Tschulligung

    Traurig, entsetzlich und hirnrissig zugleich ( nicht der Artikel, die Geschehnisse)

     

    Dennoch denke ich bei Papua Neuguinea immer:

     

    1. Deutsche Kolonie (Ex)

    2. die Männer tragen Schniepel-Schoner (Penisfutteral = der "BH" für den Mann )

     

    Was bedeutet das für uns, als weiter entwickeltes "Mutterland" mit "futteralisierten" Frauenbrüsten ?

  • C
    Celsus

    Das Land ist interessant. Hat es doch bei all seiner Armut der Bevölkerungsmehrheit einen kräftigen Exportüberschuss. Glatt könnten einem Vergleiche zu deutschen Verhältnissen und zur zunehmenden Armut in unserem Land kommen.

     

    Aber doch ist es gerade in der Politik Westeurpopas und der USA nicht in, über die dortigen Politiker den Stab zu brechen. Anscheinend gefällt in vielerlei Hinsicht die dortige Politik mehr als die in Venezuela.

     

    Interessant auch die dortige stabile Verbreitung des Christentums mit dessen Verankerung in der Verfassung des Landes und die tief christlichen (meist römisch-katholischen und evangelisch lutherischen) Gebräuche des Landes:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Religion_in_Papua-Neuguinea

     

    Welcher religiösen Gruppierung gehören denn die Mörder an? Was tun die dahinter stehenden Kirchen, um die Morde einzudämmen?

     

    Damit will ich religion gerade nach dem was da geschieht, nicht als Hort der Moral bezeichnen. Aber die Verantwortung haben sie trotzdem, dagegen vorzugehen.

  • Y
    Yützel

    Immer diese N-Wörter. So wild und unzivilisiert.

  • HF
    Halal frisst keiner

    Is halt Religion. tante Claudia sagt, das muss man aushalten.

  • D
    D.J.

    Obgleich ich die Todesstrafe vehement ablehne, wird in diesem Staat wenigstens versucht, Hexenverfolgungen zu unterbinden. In unzivilisierteren Staaten wie Saudi-Arabien werden "Hexen" und "Zauberer" dagegen ganz offiziell, wie von der Scharia gefordert, hingerichtet. Mit was man so verbündet ist, wenn's vermeintlich nützt, ist schon ekelhaft...

    Aber ist gar nicht so weit. Hexenhinrichtungen werden in deutschen Salafistenforen ganz selbstverständlich gutgeheißen, wenn einmal die Scharia herrschen sollte. Hatte selbst eine kleine Online-Diskussion mit einem putzigen Bärtigen zu diesem Thema. Argument: Ließe sich mit den europäischen Hexenverfolgungen nicht vergleich, da im Islam klare Beweise gefordert seien. Tja, so etwas hat unsere Schulen durchlaufen. Die Aufklärung scheint gescheitert. Ich und andere kämpfen aber weiter.

  • A
    AntonGorodezky

    Ich rate jetzt einfach mal: es ist auch jetzt schon nicht erlaubt, in Papua Neuguinea Menschen zu ermorden, weil man sie für Zauberer und Hexen hält - diese Verbote werden aber nicht mit dem nötigen Nachdruck durchgesetzt.

     

    Da nutzt dann auch die Androhung der Todesstrafe nichts.

  • FW
    Free West Papua !

    Christliche Missionare treiben Heute noch ,in Papua-Neuguinea ,ihr Unwesen und genau seit dem sind diese Hexengeschichten aufgetaucht .

    Die Hauptverantwortlichen sind im Vatikan zu finden .