: Todesschwadronen in Osijek
■ In Ostslawonien fallen Serben kroatischen Killerkommandos zum Opfer
Die Kriminalität in Kroatien beginnt kurz hinter der Front: Häuser werden gesprengt und geplündert, ihre Bewohner werden entführt, gefoltert, umgebracht. Zunehmend beherrscht Angst den Alltag in den großen frontnahen Städten. Angst, die Serben und Kroaten gleichermaßen trifft. Die Welle von Verbrechen hat inzwischen ein solches Ausmaß erreicht, daß selbst die Behörden in Zagreb zutiefst beunruhigt sind. Denn gegen die „Todesschwadronen“ ist die Polizei derzeit machtlos. Das ostslawonische Osijek liegt im Zentrum einer der Kampfzonen zwischen Serben und Kroaten. Doch in der Stadt bestimmen nach Angaben der örtlichen Presse die „Todesschwadronen“ das Geschehen. Die Banden nennen sich „Die schwarze Hand“, „Die schwarzen Kapuzen“ oder „Die Rächer der Baranja“. Ihre Namen sind verschieden, doch das Szenario ihrer Verbrechen ist nach Angaben der Tageszeitung 'Slobodna Dalmacija‘ immer das gleiche: Erst „verschwinden“ Menschen aus Osijek, meist Serben. Wenig später werden ihre Leichen in der Drava gefunden: Der Kopf ist von etlichen Kugeln zerfetzt, der Mund mit einem Streifen Pflaster verklebt. Neunmal sind auf diese Art Menschen hingerichtet worden, berichtet der Bürgermeister Osijeks, Zlatko Kramaric. In Osijek vergeht praktisch keine Nacht, in der nicht zumindest ein Gebäude explodiert. Am vergangenen Wochenende starben zwei Frauen in den Trümmern ihrer Behausung. Plünderungen von Häusern, meist verbunden mit Folterungen der Bewohner, gehören längst zum traurigen Alltag der Stadt. Die Serben sind die Leidtragenden: Mehr als 60 Prozent der Häuser, die zwischen dem 18. August und dem 20. Januar in die Luft gesprengt oder verbrannt worden sind, gehörten nach Angaben von Vize-Innenminister Zdravko Zidovec serbischen Bürgern. Mirna Lincir (afp)
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