Tocotronic über ihre neue Platte: "Wir sind früh vergreist"
Kommende Woche erscheint das neue Album von Tocotronic. Im sonntaz-Interview sprechen Dirk von Lowtzow und Arne Zank über Linkssein, Kommerzialisierung und Dilletantismus.
Fans wie Feuilleton nutzen praktisch jedes neue Tocotronic-Album als Steinbruch für vermeintlich zeitgemäße Slogans. Das sieht Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow nicht nur positiv. "Was nervt, ist, dass oft eingefordert wird, wir hätten das Gesungene dann auch persönlich zu leiten. Und das hinterlässt dann ein beklemmendes Gefühl, wenn man ständig genötigt wird, die eigene Kunst zu zerreden", sagt der Musiker im Gespräch mit der Sonntaz.
Zu ihren frühen Werken pflegt die Band ein entspanntes Verhältnis -- auch wenn sie konstatieren, dass alle Bandmitglieder schlecht waren. "Der Dilletantismus unserer frühen Jahre war auf seine Art auch virtuos", sagt Schlagzeuger Arne Zank. "Als wir angefangen haben, war der Grunge gerade sprichwörtlich gestorben und endgültig kommerzialisiert und wir dachen: "Eigentlich kommen wir zu spät." Wir sind früh vergreist, sozusagen." Bandkollege von Lotzow, der bezweifelt, dass es heute überhaupt noch möglich ist, progressive Musik zu machen: "Das ist ja überhaupt unser steter Kampf: gegen Authentizität und Originalität. Alles kommt von irgendwo her."
Das Interview in voller Länge über Tocotronics Obsession für Meta-Ebenen, die Lust am Nicht-zu-Ende-Bringen und Slayer ist in der aktuellen vom 16./17. Januar 2010 entnommen - ab Sonnabend gemeinsam mit der taz am Kiosk erhältlich.
Politisch ordnet Frontmann von Lowtzow die Band klar ein: "Als Gruppe stehen wir links. Da kommen wir her, in diese Falle sind wir getappt, da kommen wir nicht mehr raus." Musik, sagt er, sei eben auch eine "Ware, die überdies nicht zu knapp mit ihrem Fetischcharakter hausieren geht. Das ist teilweise auch desillusionierend." Ob dies nun von einem Großkonzern vermarktet werde oder der Musiker sein eigener Herr bleibe, spiele dabei "eigentlich keine Rolle mehr".
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