Tipps für Geldanlagen: Eine kleine Fluchthilfe
In diesen unsicheren Zeiten sucht so mancher eine sichere Geldanlage. Alles Quatsch! In einer Phase des Vertrauensverlustes bleibt nur ein Weg: die Flucht in den Sachwert.
Wer jetzt gerade seine rasant gestiegenen VW-Aktien verkauft hat und überlegt, ob sein Geld auf dem Postbank-Sparbuch noch sicher ist, dem bleibt nur eins: die Flucht in den Sachwert. Der nämlich zeichnet sich dadurch aus, dass er relativ unabhängig von Inflation und Zusammenbruch ist. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung steigt das Konsumklima in unserem Land - kostspielige Anschaffungen jedoch werden noch in die unsichere Zukunft verschoben. Alles falsch! Überwinden auch Sie Ihre Scheu vor der Anschaffungsneigung! Für alle, die wegen des Vertrauensverlusts und aus Angst vor der Inflation jetzt ihr Sparbuch auflösen, ein paar Vorschläge:
Für größere Beträge:
1. Kaufen Sie ein Haus! Ein richtiges, zum Bewohnen, mit einem Garten, in dem Sie Gemüse anbauen und Obstbäume pflanzen können. Oder legen Sie sich ein innerstädtisches Kleinod an, eine Dachgeschosswohnung in guter Lage, mit kostensparender Solaranlage. Verabschieden Sie sich jedoch von der Idee von einem Ferienhaus an Spaniens verbauten Küsten. Denn obwohl das Land von der Finanzkrise noch relativ verschont blieb, hat das Land eine Immobilienkrise.
2. Legen Sie sich ein Segelboot zu! Aber nicht irgendeins, sondern eine richtige Yacht! Laut Statistischem Bundesamt sind Segelyachten - also Boote, die länger sind als 7,5 Meter - aus deutscher Produktion schwer beliebt. Im ersten Halbjahr 2008 stieg die Zahl der ins Ausland verkauften Yachten um 28 Prozent. Da liegen Gebrauchswert und Ertragswert im Zweifel ganz nah bei einander.
3. Fahren Sie in Zukunft mit einem CO2-armen Auto durch die Gegend! Kostet wenig im Verbrauch, und kann in Zeiten der Not entweder als Fluchtwagen genutzt oder gegen Geld eingetauscht werden.
Unter 10.000 Euro:
1. Legen Sie sich Tafelsilber zu! Das kann man im Set oder einzeln gegen Gebrauchsgegenstände eintauschen, die nötig sind.
2. Wollten Sie schon immer einen Verstärker und tolle Boxen? Dann kaufen Sie die jetzt!
3. Gehen Sie nicht mehr zu Hennes & Mauritz! Kaufen Sie sich einen Anzug von Brioni oder ein Kleid von Dior.
4. Gehen Sie nicht teuer essen! Kaufen Sie sich Geschirr.
Unter 1.000 Euro:
1. Vermeiden Sie alle Anschaffungen, die im Unterhalt teuer sind! Also kein Rennpferd. Lassen Sie stattdessen Ihr Gebiss erneuern. Implantat statt Brücke? Ab 1.300 Euro zu haben.
2. Kaufen Sie ein Buch! Nicht irgendeins, sondern eine Originalausgabe, handsigniert von ihrem Lieblingsautor. Oder vielleicht ein Werk von John Maynard Keynes? Mit Randnotizen in Blei- und Buntstift des österreichischen Ökonomen und Soziologen Karl Forchheimer? Das gab es zu Anfang des Jahres noch für 500 Euro.
3. Montblanc-Füller! Am besten in einer Standardversion. Das kennen die Menschen, das kaufen sie Ihnen ab.
4. Lassen Sie sich Ohrlöcher stechen! Dort können Sie Ihren neuen Sachwert hineinhängen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!