piwik no script img

Tipp der Woche: Vanessa Reiber über „Lost Places“Schönheit des Verfalls

Staub, Scherben, Rost und Spinnennetze sind keine klassischen Fotomotive. Doch auf den Fotos von Marc Krug sind sie allgegenwärtig. Seine Ausstellung „Lost Places“, die aktuell im Kukoon zu sehen ist, erscheint zwischen den bunten Stühlen und der Lebhaftigkeit des Kulturzentrums besonders düster. Die Atmosphäre der verlassenen Orte wirkt durch diesen Kontrast noch eindringlicher. Das wiederum passt gut zum Verfall von Gebäuden, den die Fotografien des Bremers zeigen. Krug führt den Betrachter an sechs verschiedene Orte, die alle im Osten Deutschlands liegen. Wer sich in der wachsenden Urban-Explorer-Szene auskennt, wird schnell die Beelitzer Heilstätten erkennen. Dieser heruntergekommene Krankenhauskomplex nahe Berlin ist bei Entdeckern ein beliebtes Ziel und diente sogar schon als Kulisse für Hollywood-Filme. Ansonsten bleibt rätselhaft, wo die Orte liegen, die Krug fotografiert: Ortsangaben oder zeitlicher Kontext fehlen. Dieser Mangel an Informationen unterstützt auch die Mystik, die die Bilder ausstrahlen.

Lange Gänge, hohe Hallen und Treppen sind die häufigsten Motive der 35 Fotos. Der Putz bröckelt von den Wänden, die oft mit Graffiti beschmiert sind. Alte Duschen, ein Flügel, eine Flasche – Krug fotografiert die Orte so, wie er sie vorfindet. Durch das spärliche Licht, das durch kaputte Decken oder zerborstene Fensterscheiben fällt, wirken die verwahrlosten Plätze sonderbar schön. Trotz des geringen Lichteinfalls an den Orten gelingt es dem Hobbyfotografen, scharfe und detailreiche Bilder zu erschaffen.

Neben der Ruhe und Einsamkeit, die Krugs Bilder vom Verfall transportieren, macht das Verbotene den Reiz der ausgestellten Fotos aus: Der Zugang zu verlassenen Orten geht häufig mit Hausfriedensbruch einher.

Kukoon, Buntentorsteinweg 29

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen