Tim Oliver Feicke, Richter und Cartoonist : Der Humorist
■ 40, ist Richter, Cartoonist und engagiert sich ehrenamtlich in der Bewährungshilfe. Foto: dpa
Schon als Kind waren Comic-Heftchen die Lieblingslektüre von Tim Oliver Feicke. Mit den rebellischen Galliern Asterix und Obelix lernte er lesen, später, als Jugendlicher, zeichnete er selbst Cartoons für Freunde und Familie und veröffentlichte sie in Schüler- und Studentenzeitungen. Inzwischen ist Feicke Jugendrichter und publiziert seine Zeichnungen regelmäßig in Juristenzeitschriften. In den Gängen seines Arbeitsplatzes, dem Elmshorner Amtsgericht, hängen die DIN A4 großen Justiz-Cartoons aus seiner Feder.
Ob man sich über die Justiz lustig machen dürfe, habe er sich zu Beginn selbst gefragt, sagt Feicke: „Aber manche Sachen sind so komisch, da muss man einfach lachen.“ Allerdings versteht nicht jeder die Pointe seiner Cartoons. Während die Kollegen lachen, muss Nicht-Juristen, Familienmitgliedern und Freunden der Clou häufig erst erklärt werden. „Es sind eben Insider- und Branchenwitze, wie bei den Medizinern, nur nicht so böse“, sagt Feicke.
2010 veröffentlichte der Cartoonist sein erstes eigenes Buch mit dem Titel „Komme nicht zum Termin, bin in Südsee: Aktenperlen aus der Justiz“. Ein zweites Buch ist bereits in Arbeit und soll im Frühjahr 2012 erscheinen. Damit ihm die Ideen nicht ausgehen, sammelt er kuriose Fälle, Stilblüten und lustige Verschreiber, die er dann zeichnerisch umsetzt.
Dass Feicke es bei seiner Arbeit als Jugendrichter mit 14- bis 21-Jährigen zu tun hat, zeigt einer seiner Cartoons, der die Bildunterschrift trägt: „Neue Jobs in der Justiz – Dolmetscher für Jugendsprache.“ Umgekehrt wird Feicke in den täglichen Gerichtsverhandlungen manchmal zum Dolmetscher für Justizsprache – das gehört zu seinem Job. Wirft der Staatsanwalt einem Jugendlichen vor, er habe „eine fremde bewegliche Sache in rechtswidriger Zueignungsabsicht weggenommen“, übersetzt Feicke: „Stimmt es, dass Sie bei Aldi geklaut haben?“
Seit Kurzem betreibt Feicke eine Internetseite, über die er Aufträge für Cartoon-Zeichnungen zu allen möglichen Anlässen annimmt. Das Cartoon-Zeichnen hat er mittlerweile als Nebentätigkeit angemeldet – versteht sich. LLE / dpa