Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Der Gegenwart und wie sie klingt kann man sich am Freitag von der Vergangenheit aus nähern. Von der Renaissance aus, um genauer zu sein. Und mit Gesang. Los geht es diese Woche nämlich mit einem etwas ungewöhnlichen Gemeinschaftskonzert des RIAS Kammerchorsund des Hamburger Ensembles Resonanzin der Philharmonie. Ungewöhnlich insofern, als die Hanseaten sich für gewöhnlich auf Neue oder zumindest neuere Musik konzentrieren und weniger auf ältere Komponistenkollegen wie Tomás Luís de Victoriaoder Johann Sebastian Bach.Doch das Ensemble bringt die nötige Beweglichkeit mit, um dem Chor zu folgen, wie er mühelos durch die Jahrhunderte springt, hin zu Hans Werner Henzeund dem ziemlich gegenwärtigen Schotten James MacMillanmit einer zeitgemäßen Passionsgeschichte (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 25–45 €).
Wer lieber weniger Gesang und überhaupt weniger Instrumente will, kann am selben Abend im König Otto den Herren Max Loderbauer und Kai Niggemann lauschen, wie sie an modularen Synthesizern der für avanciertes Flirren und Piepen geschätzten Marke Buchla diverse Steckverbindungen erkunden. Passend zur geringen Zahl der Mitwirkenden beschränkt sich die Nummer der Sitze ihrerseits auf 50 (Am Sudhaus 3, 21 Uhr, 10 €).
Das Weimarer Label Giegling ist bekannt für verträumten House (und leider auch für mehr als unbedachte Bemerkungen über Frauen und Musik). Am Samstag gibt man sich mit befreundeten Künstlern im Funkhaus Nalepastraße die Ehre. Neben hauseigenen Produzenten wie Edward, Kettenkarussell oder Sa Pa kommt Unterstützung von Elektronik-Veteranen wie den Neo-Kraut-Kundlern Kreidler oder dem gern mit Alltagsgeräuschen arbeitenden Duo Lucky Dragons aus Los Angeles. Beginnen möchte man mit lärmigem Ambient, und später wird getanzt (Nalepastr. 18, 19.30 Uhr, 37,40 €).
Montag dann mal ganz was anderes. 10cc (wann waren die eigentlich das letzte Mal in Berlin?) können als eine der ersten postmodernen Bands im Pop gelten. Das britische Vielkönnerquartett mischte sehr selbstbewusst Stile ineinander und bot seine gern albernen Texte mit höchst britischem Humor dar. Mitte der siebziger Jahre passte das irgendwann zwar nicht mehr in die von Punk entschlackte Musikwelt, doch Hits wie „I’m Not in Love“, „The Wall Street Shuffle“ oder „Life Is a Minestrone“ dürften den Dauertest bestanden haben, auch wenn von der ursprünglichen Besetzung nur noch Graham Gouldman dabei ist. Im Huxleys Neue Welt kann man sich davon überzeugen (Hasenheide 107–108, 20.30 Uhr, 32–38 €).
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