: Tiger-Fighter notgelandet
MILITÄRSPEKTAKEL Auftreten der Schweizer Kunstfliegerstaffel beim Hafengeburtstag erregt die Gemüter. Nach Tiefflügen über der City sind die Auftritte storniert worden
Christiane Schneider Die Linke
VON KAI VON APPEN
Es sollte das Highlight des 820. Hafengeburtstages werden: Die Military-Show der sechs rot-metallic-farbenen Kampfjets vom Typ „Northtop F5 Tigers“ der Schweizer Fliegerbrigade „Patrouille Suisse“. Doch die Jets sind nach ihren ersten Einlagen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses „abgeschossen“ worden. Sie durften nur noch am Sonntag zum Abschied über die Elbe donnern.
Es klang harmlos. Sechs erfahrene Piloten sollten beim Hafenevent mit ihren historischen Kampfjets über dem industriellen Teil des Hafens einige Pirouetten fliegen. Flüge über dem Stadtgebiet und der Hafenmeile, besonders Loopings und Kreuzflüge, seien angesichts des Dramas von Ramstein 1988 mit 70 Toten ausgeschlossen.
Doch am Freitag klang die Realität anders – eher nach Krieg oder Terroralarm. Die Schweizer Kampfflieger donnern zweimal im Tiefflug über die Hamburger City. Doch im Anschluss wurden von den sieben Auftritten vier gestrichen.
Die Feuerwehr gibt sich zurückhaltend. Es sei die Parole von der Stadt ausgeben worden, „dass nur mit einer Stimme gesprochen wird“, so ein Beamter. Auch die Polizei zeigt sich bedeckt. Das sei Sache des Veranstalters, so Sprecherin Karina Sadowski, „wir haben nur die Beschwerden entgegengenommen“. Die mitregierenden Grünen geben sich pikiert. „In einer Flugshow militärische Kampfkraft zu demonstrieren, ist schon aus klimatechnischen Gründen überholt“, sagt die GAL-Innenpolitikerin Antje Möller. Auf Koalitionsebene sei das Spektakel nicht beraten worden, so dass es einfach „durchgerutscht ist“.
Die SPD-Opposition ist verschnupft. „Gerade über einer Millionenstadt muss man das Restrisiko einer solchen Flugshow wirklich nicht eingehen“, kritisiert die parlamentarische Geschäftsführerin Britta Ernst. Der Behörden fehle das nötige „Fingerspitzengefühl“, sagte SPD-Innenpolitiker Andreas Dressel. „Interessant sei, dass die GAL die Flugshow als „Relikt aus der letzten Legislatur“ bezeichnet habe, so Dressel: „Nach unserer Kenntnis regiert die GAL seit einem Jahr mit.“ Die Linksfraktion sieht hingegen im Spektakel System. „Es ist die systematische Militarisierung des Hafengeburtstages“, sagt die Innenpolitikerin Christiane Schneider. „Die Bevölkerung soll sich angesichts der Auslandseinsätze der Bundeswehr auch hier wieder an Kriegsgetöse gewöhnen.“