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Tiflis wirft Russland Putschplan vorGenau zum Manöver Spion geschnappt

Zu Beginn einer von Russland kritisierten Nato-Übung geschehen mehrere seltsame Dinge.

Angeblicher Plan für Sprengstoffanschlag: georgisches Militär (Archivfoto von November 2007). Bild: dpa

Georgiens Präsident Michail Saakaschwili ist am Mittwoch in Tbilissi mit einer Erfolgsmeldung an die Öffentlichkeit getreten. Die Gegenaufklärer des Militärs hätten einen hochkarätigen Spion dingfest gemacht, teilte Saakaschwili den Offizieren des Stabs der vereinigten Streitkräfte Georgiens mit. Bei dem Spion handele es sich um Wachtang Maisa, einen früheren Leiter der für die Nato zuständigen Abteilung im Außenministerium Georgiens. Heute sei der Verdächtigte als Militärexperte tätig. Die Bekanntgabe der Festnahme erfolgte am ersten Tag eines von Russland scharf kritisierten Manövers der Nato in Georgien.

Nach Aussagen des Präsidenten soll Maisa während des russischen Feldzugs gegen Georgien 2008 "Informationen über die Aufstellung georgischer Truppen" verraten haben. Offensichtlich sei der Spion schon vor Jahren von einem benachbarten Staat angeworben worden, meinte Saakaschwili, ohne den Nachbarn jedoch mit Namen zu nennen. Allerdings verstehen die Georgier, dass nur Russland gemeint sein könne.

Die Aufdeckung des vermeintlichen Spionagefalls findet vor dem Hintergrund eines obskuren Militärputsches statt. Am Dienstag war der Aufstand einer Panzereinheit der georgischen Armee in Muchrowani bei Tblissi gescheitert, ohne dass die Meuterer einen einzigen Schuss abgegeben hätten. Sie händigten die Waffen aus, nachdem Saakaschwili mit einer Niederschlagung gedroht hatte. So sehen ernsthafte Putschversuche nicht aus.

In der Armee gärt es schon seit langem. Immer wieder beklagen sich Militärs, dass es an elementaren Dingen wie Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung fehle. Als einen Grund des Aufbegehrens nannte einer der Meuterer die "unerträgliche innenpolitische Lage". Unter der Ägide Saakaschwilis hätte ein Prozess der "Zerstörung des Landes" eingesetzt.

Der georgische Heißsporn beschuldigte denn auch gleich Russland, die Meuterei angezettelt zu haben. Beweise lieferte er dafür nicht. Dass russische Geheimdienstkreise Interesse daran haben, Saakaschwili zu Fall zu bringen, steht außer Frage. Allerdings hat Saakaschwili die Rolle Russlands als Sündenbock schon ausgereizt. Alle innenpolitischen Mängel versucht er dem Kreml in die Schuhe zu schieben. Dementsprechend dementierte das russische Außenministerium: Russland greife prinzipiell nicht in die inneren Angelegenheiten Georgiens ein. Die Nachsicht gegenüber dem Regime Saakaschwili schade der Nato, setzte Außenminister Sergei Lawrow nach.

Moskau empfindet das Manöver des Bündnisses als Provokation. Russland betrachtet den Kaukasus als seinen geopolitischen Vorgarten. Im Vorfeld des Manövers hatte Moskau mehrere tausend Soldaten in die separatistischen Republiken Südossetien und Abchasien entsandt. Russische und Nato-Truppen stehen sich auf engstem Raum gegenüber.

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