Tiergarten: Garten hinter Gittern
Der Bezirk Mitte will einen Großteil des Tiergartens umzäunen. Schuld ist die Festmeile auf der Straße des 17. Juni. Schließzeiten sind angeblich nicht geplant.
Ein großer Teil des Tiergartens soll umzäunt werden. Das sagte der Baustadtrat von Mitte, Carsten Spallek (CDU), am Montag. Es sei die beste Möglichkeit, den Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden, wenn zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule Veranstaltungen stattfinden.
Dahinter steht die Entscheidung des Senats, die Straße des 17. Juni dauerhaft als Festmeile nutzbar zu machen. So sollen unter anderem Wasser- und Stromleitungen unterirdisch verlegt werden. Den Zaun hat eine Arbeitsgruppe dem Bezirk empfohlen, in der auch Vertreter von Polizei und Feuerwehr sitzen.
2,10 Meter hoch soll der Zaun sein und den gesamten östlichen Teil des Parks umschließen. Bislang wird für einzelne Veranstaltungen hier immer ein Bauzaun aufgestellt, an dem Besucher kontrolliert werden können. Angedacht ist, dass der neue dauerhafte Metallzaun im historischen Design daherkommt.
Laut Spallek hat ein dauerhafter Zaun den Vorteil, dass der Boden geschont wird, weil keine Lkws mehr anfahren müssen. Klar ist: Die Kosten des Festmeilen-Ausbaus steigen schon vor Baubeginn. Bislang sind 14 Millionen Euro vorläufig bewilligt, das Bezirksamt geht von rund 40 Millionen aus, die das Projekt höchstens kosten wird. 90 Prozent sollen aus Fördertöpfen von EU und Bund kommen.
Eine Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) dementierte einen Bericht der B.Z., dass die Zaun-Idee aus ihrem Hause stamme. Erst vergangene Woche habe der Bezirk die Idee vorgestellt, so die Sprecherin. Man sei überrascht von der „neuen Dimension“.
Nach dem Bericht des Boulevardblatts wird über die Frage gestritten: Wem gehört der Park? Und wenn ja, wann? „Der Tiergarten als größter und schönster Park muss immer für alle offen sein“, fordert Katrin Lompscher, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion. Für Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende der Grünen, ist der Umzäunungsplan ein Zeichen dafür, dass die Straße des 17. Juni der falsche Ort für Großveranstaltungen ist. Einen „weiteren Schritt zur Zerstörung von Berlins berühmtestem Park“ befürchtet der Umweltverband BUND. Der geplante Zaun, so Naturschutzreferent Herbert Lohner, sei „ein Schlag ins Gesicht sowohl des Denkmal- als auch des Naturschutzes“. Er befürchtet, dass verstärkt Großveranstaltungen auf der „Festmeile“ stattfinden, sobald die Infrastruktur da ist. Sowohl aus dem Bezirk als auch der der Wirtschaftsverwaltung heißt es jedoch, es solle bei der bisherigen Frequenz bleiben.
An den Wegen, die in den Park führen, sollen Tore angebracht werden. Damit ist es theoretisch auch möglich, den Park nachts zu schließen. So wird es beim Tempelhofer Feld gehandhabt. Bezirksstadtrat Spallek versichert: „Es ist nicht die Absicht, nachts die Tore zu schließen.“ Auch gebe es keinerlei Bestrebungen, an den Eingängen Kassenhäuschen aufzustellen. Bis zur Fußball-WM 2014 soll der Zaun stehen. Ob das klappen wird, ist laut Spallek aber noch nicht ausgemacht.
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