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Archiv-Artikel

Nicht verpassen! Tier zuliebe

Von SBU

„Tod eines Keilers“, 20.15 h, ZDF

Das ZDF erzählt uns eine Parabel. Im Ursprung ist es die Geschichte eines Wildschweines, eines angeschossenen Keilers, der sich „mit dem letzten Rest aus seiner kaputten Lunge“ aufbäumt, um seinen Jäger zu töten. Einen Meter vor seinem Peiniger bricht das Tier zusammen. Gottfried Binder, Angestellter der Pathologie der Universitätsklinik Zürich, überlebt. „Seither bewundere ich das Tier“.

Binder (Joachim Król) hat Lungenkrebs und nur noch kurze Zeit zu leben. Er ist ein angepasster, freundlicher Mann, bescheiden in seinen Ansprüchen. Die Wut, die das Todesurteil der Krebsdiagnose in ihm freisetzt, eröffnet auch die Möglichkeit, über die Grenzen der gesellschaftlichen Regeln hinauszugehen: Binder beschließt Dr. Horst Götze (Stefan Kurt, Foto), leitenden Arzt und drangsalierendes Ekelpaket, zu töten. Nicht nur für sich tut er das, auch für die Kollegen, insbesondere die junge Ärztin Pat Wyss (Lale Yavas). Er entwendet dem von immer wiederkehrender Amnesie gequälten Klinikchef (Friedrich von Thun) eines seiner Blasrohre samt Gift. Mit der letzten Rest seiner kaputten Lunge pustet er dem Widerling den giftigen Pfeil in den Rücken.

Die Geschichte ist gespickt mit Weisheiten, und trotz eines überraschenden erzählerischen Nebenarms kommt sie recht einfach daher. Es ist der hochkarätigen Besetzung zu verdanken, dass sie nicht in die voraussehbare Belehrbarkeit abrutscht. Feiner Humor kennzeichnet die Dialoge, und Friedrich von Thun, in seiner weichen Art oft schwer zu ertragen, setzt die Tüddeligkeit des Prof. Bernebeck mit großem Charme und doch bitter um. Dass der Zuschauer die Frage nach Gesetz und Gnade zugunsten Gottfried Binders entscheidet, liegt an Joachim Król, der die Figur mit viel Mut zum Kleinen spielt. Doch so, wie der brave Binder ohne Konflikt langweilig wäre, lebt die Geschichte von der Widerlichkeit des zu tötenden Arztes. Stefan Kurt bringt diese zur Vervollkommnung. Das macht er so gut, dass es ein Jammer ist, dass er so bald schon ins Gras beißen muss. SBU