piwik no script img

Thyssen gegen Wallraff

Duisburg/Düsseldorf (taz) - Während in dem am Mittwoch in Duisburg eröffneten Strafprozeß gegen die ehemaligen Wallraff (“Ali“)–Verleiher Adolf Remmert und Hans Vogel schon bald mit einem Urteil gerechnet wird, läßt der Prozeßbeginn in Düsseldorf, wo die Klage der Thyssen– Stahl AG gegen Wallraff verhandelt wird, eine lange juristische Auseinandersetzung erwarten. Der erste Prozeßtag war zwar schon nach eineinhalb Stunden beendet, aber nur, weil mit der eigentlichen Beweisaufnahme erst am 1.12. begonnen werden soll. Zur Prozeßeröffnung referierten die Parteienvertreter in kurzen Vorträgen den Inhalt der umfänglichen Schriftsätze, wobei der Thyssen–Anwalt erneut darauf hinwies, daß Wallraff oft „pauschal ohne Substantialität“ im Buch „Ganz unten“ Vorgänge geschildert habe, die sich schon aus technischen Gründen so nicht hätten ereignet haben können. Erneut bestritt der Thyssen–Anwalt die Beschäftigung von „Leiharbeitern“ im Produktionsbereich. Eine Prozeßstrategie, die für Thyssen zum Bumerang geraten könnte, denn das Landesarbeitsamt glaubt, gerade hier fündig geworden zu sein. So erfuhr die taz von einem leitenden Ermittler des Landesarbeitsamts, daß Thyssen „wegen illegaler Arbeitnehmerüberlassung“ in den nächsten Monaten mit „einem Bußgeld in nicht geringer Höhe“ zu rechnen habe. Wesentlich unkomplizierter dürfte sich der Prozeß in Duisburg gestalten. Geht es nach Oberstaatsanwalt Dr. Otto, dann wird der angeklagte Verleiher Vogel zukünftig mit „Berufsverbot“ belegt. Derzeit betreibt Vogel seinen alten Betrieb weiter, im Gegensatz zu Remmert, an den Vogel „Ali“ ausgeliehen hatte. Remmert bekundete vor Gericht, seine Firma verkauft zu haben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen