piwik no script img

Thunderbolt von IntelEin Kabel wie ein Donnerkeil

Intel bringt eine neue Schnittstelle in den Markt, die bis zu 10 Gigabit pro Sekunde in beide Richtungen überträgt. Die Idee: Statt vieler Kabel gibt es nur noch eins.

Bild: Photocase / jarts

Wer hinter seinen PC schaut, dem fällt üblicherweise der Kabelsalat auf, den moderne Computertechnik immer noch zu erfordern scheint. Tastatur und Maus hängen am USB-Anschluss, der Bildschirm wird via DVI, DisplayPort oder VGA angebunden, externe Festplatten stecken entweder am USB-Anschluss oder an der schnelleren FireWire- oder eSATA-Schnittstelle. Wer kein WLAN hat, verwendet außerdem auch noch Ethernet, vulgo: ein Netzwerkkabel.

Wenn es nach dem Chipkonzern Intel geht, werden all diese Strippen in wenigen Jahren ersetzt durch ein einziges Kabel, das so schnell ist, dass es all diese Daten gleichzeitig übertragen kann. Der Name: Thunderbolt, zu Deutsch: Donnerkeil. Insgesamt 10 Gigabit pro Sekunde überträgt die flotte Strippe - und zwar in beide Richtungen.

Das reicht aus, um einen Bildschirm mit hochauflösendem Video anzusprechen und gleichzeitig noch eine Speicherstation mit Hochgeschwindigkeit mit Daten zu beschicken. Thunderbolt wird schon verwendet: Seit vergangenem Februar verbaut Apple die neue Schnittstelle in seinen Profi-Laptops der MacBook-Pro-Linie und rüstet mittlerweile auch den All-in-one-Desktop iMac, das Leicht-Notebook MacBook Air und den Kompakt-PC Mac mini damit aus.

Und dabei soll es nicht bleiben: Was bei der Marke mit dem Apfellogo als eine Art Referenzprojekt begann, soll spätestens im nächsten Jahr auch die restliche PC-Welt erobern - große Firmen wie Acer oder Asus haben bereits zugesagt.

"Thunderbolt Display"

Intels Idee ist schon einige Jahre alt - sie erblickte unter dem Codenamen "Light Peak" das Licht der Welt. Ursprünglich als Glasfaser-Technik geplant, nutzt Thunderbolt nun normale Kupferkabel. Die sind billiger herzustellen und in der Handhabung einfacher. Der Trick bei Thunderbolt: Die neue Schnittstelle erlaubt den direkten Zugriff auf den sogenannten PCIe-Bus, jenes Interface, in dem unter anderem auch die Grafikkarte steckt. Alle weiteren Protokolle für die anderen Schnittstellen werden darauf dann abgebildet.

Praktisch bedeutet das beispielsweise, dass man seinen Laptop mit einem Thunderbolt-Kabel an einen Monitor anschließt und dieser dann an seiner Rückseite zusätzliche USB-, Ethernet-, FireWire- und Videoanschlüsse beherbergt. Schließt man dann Zusatzgeräte an den Bildschirm an - ein weiterer Monitor kann auch darunter sein -, fließt die ganze Datenflut über Thunderbolt zum Laptop zurück. Apple bietet bereits ein solches "Thunderbolt Display", weitere Anbieter dürften schnell folgen.

So sind beispielsweise auch höchst praktische Docking-Stationen realisierbar: Büroarbeitnehmer, die den Tag über mit dem tragbaren PC unterwegs sind, müssen dann bei der Rückkehr an ihren Schreibtisch nur noch ein einziges Kabel einstecken, um alle am Platz verfügbaren Zusatzgeräte nutzen zu können.

Daisy Chaining

Thunderbolt unterstützt außerdem das sogenannte Daisy Chaining. Dabei kann ein einzelner Anschluss bis zu sieben Geräte vertragen, die einfach hintereinander platziert und mit weiteren Kabeln untereinander verdrahtet werden. Da Thunderbolt für übliche Anwendungen schnell genug ist, fällt es dem Nutzer nicht auf, dass er hier eine lange Datenaustauschkette gebildet hat.

Und Thunderbolt in seiner jetzigen Form ist nur der Anfang: Intel plant bereits jetzt eine zweite Generation, die dann statt auf Kupfer auf Glasfaser-Verbindungen setzt, wie sie anfänglich geplant waren. Dann dürfte der momentan mögliche Datendurchsatz verzehnfacht werden. Noch müssen Nutzer allerdings noch abwarten, bis mehr Geräte auf den Markt kommen, die Thunderbolt unterstützen.

Im Apple-Lager tut sich dank der breiten Unterstützung mittlerweile einiges, so kann man Speicherstationen (RAIDs), einzelne Festplatten oder Austauschstationen für den Videoschnitt kaufen oder zumindest bestellen. Günstig ist der Spaß allerdings noch nicht: So zahlt man gegenüber älteren Schnittstellen noch einen Aufpreis und muss sich zudem mit dem noch hohen Preis für Thunderbolt-Kabel herumschlagen.

Die gibt es bislang nur von Apple und kosten 50 Euro für zwei Meter. Experten rechnen aber damit, dass sich die Preissituation spätestens ab dem nächsten Jahr entspannt, sobald der Windows-PC-Markt auf den Thunderbolt-Zug aufspringen kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

12 Kommentare

 / 
  • P
    pem

    m(

    ...bei diesen Kommentarexperten braucht man keine Laien mehr...

  • P
    pablo

    Ein Standard wird erst zum Standard wenn die Industrie Geräte auf den Markt bringt die im Preisbereich der jetzigen Standards liegen.

  • R
    Reutlingen

    Intel Blabla! Tolles Marketing, aber wo ist der Nutzen? Der USB bus funktioniert für Steuergeräte und Drucker (Maus, Tastatur, Joystick und HOTAS, Ruderpedale, TrackIR, Drucker, scanner) hervorragend als standardanschluss. Zumindest der alte 2.0 Standard, der 3.0 Standard macht immer noch gerne zicken, vor allem mit 2.0 Geräten, also den meisten Steuergeräten. Für Datenübertragung ist das e-sata hervorragend geeignet.

     

    Und dass alles soll gleichzeitig durch ein einziges Kabel an einem einzigen Anschluss ersetzt werden? Quark! Ich frage mich hiermal nur zum Thema Signallag, funktioniert dass, wie jeder weiß ist z.b. beim Spielen übers Internet oder dem Voice-over-Ip der Ping und nich die Übetragungsrate entscheidend. Bekommen wir jetzt mit LightPeak/Thunderbolt den signallag oder funktioniert dass? Gerade beim Spielen oder auch beim Digitalen Entwickeln von Fotografien braucht man eine Verzögerungsfreie eingabe. Und gerade bei Digitaler Entwicklung oder Bildbearbeitung fließen riesige Datenströme im PC wie jeder bezeugen kann der das einmal gemacht hat.

     

    Gleichzeitig ist das Thunderbolt system ein Reines Intelsystem und nicht wie der USB oder PCIe-bus von einem Konsortium der hersteller entwickelt worden. Es verschafft Intel einen großen Marktvorteil.

     

    Obendrein braucht man einen Erheblichen control-Overhead (Bandbreite die für die Steuerung reserviert ist) und der Aufwand für die Steuerung des Datenstroms steig erheblich, wie schon von Manfred angesprochen.

     

    Naja und obendrein heist es für uns Nutzer dass wir uns ne komplette Ladung neuer Geräte anschaffen dürfen.

     

    Lass mal rechnen

    Logitech MX-518 44 Euro

    Logitech Keyboard 20 Euro

    Saitek X-52 89 Euro (5 Jahre alt)

    Saitek Rudder Pedals 100 Euro

    Naturalpoint TrackIR 160 Euro

    Epson 4180 Photo(scanner) 50 Euro (gebraucht!)

    Canon Pixma 80 Euro

     

    macht summa summarum: 443 Euro bei nicht gerade High-End hardware. Nur USB geräte!

     

    Obendrauf

    Externer Festplatten Rahmen 30 Euro

    Festplatte dafür 80 Euro

    Externe Festplatte Nr. 2 80 Euro

     

    Macht 190 Euro für e-sata Geräte

     

    Insgesamt also 633 Euro für den Umstieg, von Abwärtskompatibilität hört man ja nichts. Beim Scanner und Drucker wirds noch teuerer wenn man ein gutes gerät besitzt und noch zusätzlich z.b. Silverfast benützen würde. Naja USB sticks und Card-reader hab ich jetzt mal nicht eingerechnet, die kosten ja im vergleich zu nem Scanner oder Drucker oder einem Trackie nicht die welt.

     

    Nein Danke!

  • GM
    Gerd Mung

    gerade firewire ist das beste beispiel warum apple doof ist. apple hat firewire schon vor über 20 jahren entwickelt, eingeführt und konsequent in seinen modellen verwendet (ganz im gegensatz zur ibm-pc welt). ich möchte jetzt kein loblied auf apple singen, aber gerade firewire als argument gegen eine moderne schnittstelle (die zuerst bei apple eingeführt wird) ins feld zu führen, ist wohl das dümmste anzunehmende argument.

  • S
    Sven

    Thunderbolt klingt ja anfangs ganz nett. Startete als Light Peak für Optische übertragung.....zu teuer, also nahm man doch lieber Kupfer. Die übertragungsraten klingen nett, aber momentan ist man bei Thunderbolt auf den Hersteller beschränkt. An ein Apple gerät muss ein Apple Kabel und ein Apple kompatibles Thunderbolt Gerät (Standardschnittstellen wären nämlich zu kopierbar). Hier liegt das Problem. Sony und Apple, die beide den Standard implementieren benutzen verschiedene Stecker. Ein Apple Thunderboltgerät kann nicht ohne weiteres an ein Sony Thunderboltnotebook angeschlossen werden.

     

    Ein weiteres Problem ist der Hardwarezugriff. Durch eine http://en.wikipedia.org/wiki/DMA_attack DMA Attacke kann man bei Zugriff auf die Schnittstelle sehr schnell Schadcode unterjubeln. Es gibt zwar Versuche, das sicherer zu machen aber das hätte man von Anfang an Hardwaretechnisch besser begrenzen können. Ich denke bis sich ein neuer Standard neben USB durchsetzen kann werden noch einige Jahre ins Land ziehen.

  • F
    Felix

    Das ist nur ein Marketing-Gag, auf den wieder mal reiheweise dumme Consumer reinfallen.

     

    Und wie immer wird es genügend Idioten geben, die das Kaufen.

     

    Firewire ist gut genug um Audiodaten in Tonstudioqualität zum Audiointerface und zurück zu schicken, und das praktisch latenzfrei. Auch im Bereich der professionellen Videoverarbeitung ist Firewire mehr als ausreichend.

     

    ... nur ein Marketing-Gag. Aber Apple-User sind meist so dumm, dass sie alles kaufen, was Apple ihnen anbietet. Das ist dieser Menschentypus, der entgegen jeder Vernunft alles als erstes haben muss. Wer klug ist, wird so lange es geht seine Firewire-Hardware verwenden und nach der Markteinführung von thunderbolt erst einmal 2-3 Jahre abwarten.

  • K
    Kabelsalat

    Habe ich jetzt etwas verpasst? Gut: Das wird ein schnelles Kabel werden. Prima.

    Aber letztendlich: Ich habe am Ende genausoviele Kabel wie vorher, oder täuscht mich das? Ob die Kabel dann nun am Monitor hängen, oder am Rechner, das ist doch nun wirklich einerlei- wobei: Kabel am Monitor beginnen oberhalb der Tischplatte, die am Rechner unterhalb.... Ach, ich versehe das nicht... Und, vor allem, was bringt mir das? Letzte Woche wurde mir noch erklärt, das ich in Zukunft alles, alles, alles bei Google in der Cloud abspeichere und nicht mehr zuhause, ja das ich zuhause nicht einmal mehr ein echts BS habe. Da bringt mir so ein schneller Donnerkeil auch nichts, wenn die Geschwindigkeit von der Telegeh, bzw. meinem WLAN Dongle begrenzt wird.

  • A
    Andreas

    Das tolle SCSI, dem regelmäßig hintergetrauert wird, war nur leider sehr nervig für den Anwender:

    Man musste per Hand Adressen vergeben, die Leitung manuell terminieren, die Kabel waren kurz, sperrig, empfindlich und sauteuer.

    Dazu war die Implementierung für die Hersteller ziemlich kostspielig.

    Ich bin sehr froh, dass SCSI nicht mehr Alltag ist.

    Firewire war ja auch ganz nett, aber auch zu teuer zu implementieren. Ausserdem waren die Stecker nur sehr begrenzt verpolungssicher (nur diese schrägen Ecken) und im Falle einer Verpolung war der Schaden sehr hoch.

  • N
    Nico

    Intel ist natürlich auch ein Ka**haufen von Unternehmen und beschäftigt ausschließlich unerfahrene Amateure, weshalb jeder Kommentarverfasser es hier natürlich eh besser weiß...

  • M
    manfred

    @Mirko: Mit "Von daher, back to the roots. :-) That's all." machen Sie es sich leider etwas zu leicht. Ich habe wohl verstanden, dass es Ihnen eher um die Abbildung eines vorhandenen Bussystems auf die Erweiterung geht. Aber hier geht es auch um Halbleitertechnik, die noch nicht lange verfügbar ist, um derart hohe Übertragungsfrequenzen einigermaßen handhabbar zu machen, und das auch noch sehr Fehler-tolerant. Bedenken Sie, zu welch unterschiedlichen und variablen Dämpfungen und Fehlerraten es ständig auf diesen Verbindungen via Koaxkabel kommen muss. Und diese eklatant hohe Übertragungsfrequenz wird ja gebraucht, weil man nur noch eine Leitung haben möchte. Serialisierung von Signalen bringt daher zunächst immer mehr Probleme (Entwicklungsaufwand, phys. Grenzen) mit sich als das parallele Äquivalent.

    Mit Ideen an sich kommt man nirgends weiter, die hatten Mathematiker meistens schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, bevor man sie umsetzen konnte. Es ist vielmehr eine industrielle Evolution, die konkrete Lösungen erst möglich macht, nicht die Forderung nach Ideen (ich kann auch die Idee haben, zum Saturn zu fliegen, trotzdem ist die Idee gegenstandslos, weil sie eben nur eine Forderung ist, im Gegensatz dazu sind Menschen zum Mond geflogen, welche nicht dumm sind, nur weil jemand nun sagt, er hätte die Idee, zum Saturn zu fliegen schon immer gehabt).

  • I
    ItsMeMario

    "So sind beispielsweise auch höchst praktische Docking-Stationen realisierbar: Büroarbeitnehmer, die den Tag über mit dem tragbaren PC unterwegs sind, müssen dann bei der Rückkehr an ihren Schreibtisch nur noch ein einziges Kabel einstecken, um alle am Platz verfügbaren Zusatzgeräte nutzen zu können. "

     

    Also ich habe bisher noch nicht mal ein Kabel nutzen müssen. Notebook in die Station gestellt und ab geht die Post. Wäre dann ja auch keine Docking-"Station" mehr oder ?

  • M
    Mirko

    " Dabei kann ein einzelner Anschluss bis zu sieben Geräte vertragen, die einfach hintereinander platziert und mit weiteren Kabeln untereinander verdrahtet werden."

     

    Das Prinzio ist uralt, und schimpft sich SCSI. Gab es bis vor die Jahrtausendwende als Standard überall. Firewire ist da die logische Weiterentwicklung gewesen: Das konnte 64 Geräte hintereinanderschalten.

     

    Von daher, back to the roots. :-) That's all.