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Archiv-Artikel

Thorsten Sadowsky, Museumsdirektor auf Föhr Gereift für die Insel

Thorsten Sadowsky, 47

ist Gründungsdirektor des Museums Kunst der Westküste in Alkersum auf der Insel Föhr.Foto: MKDW

Eigentlich wollte sich Thorsten Sadowsky nicht auf der Insel Föhr niederlassen. Eigentlich wollte er dort nur dem neu gegründeten Museum Kunst der Westküste auf die Beine helfen. Nach der Eröffnung am 1. August 2009 wollte er noch fünf Monate bleiben und dann umziehen nach Ulm, um das Ulmer Museum zu leiten. Die Verträge waren bereits unterzeichnet. Nun aber bleibt Sadowsky doch Direktor auf Föhr. Warum? Als ersten Grund nennt er den Zuschauerzuspruch, den das junge Museum seit seiner Eröffnung gehabt habe.

Das Museum Kunst der Westküste zeigt Kunstwerke, die sich mit Meer und Küste beschäftigen. Die Idee ist, anspruchsvolle Kunst zu zeigen an einem Ort, an dem man das nicht erwarten würde. Auf Föhr gibt es Eisdielen, Watt und Pfannkuchen für Familien im Urlaub. Aber es gibt eben auch Föhr-Urlauber, die sich Kunstwerke von Malern wie Max Beckmann, Emil Nolde, Max Liebermann oder Edvard Munch anschauen wollen. Vereint sind diese Werke in der Ausstellung „Von Bergen bis Bergen“, zur der seit 1. August über 23.000 Besucher kamen.

Der gebürtige Westfale Sadowsky hat die Insellage schätzen gelernt. „Unser Publikum hat Zeit“, sagt er. „Außerdem kommen viele unserer Besucher extra angereist. Sie schätzen die Inselsituation, weil sie damit aus dem Alltag herausfallen.“

Der Ausgangspunkt des Museums ist die Gemäldesammlung des Stifters Frederik Paulsen, die 480 Exponate umfasst. Die Bilder sind alle zwischen 1830 und 1930 entstanden und was Sadowsky vorhat ist, „aus der Sammlungsperspektive heraus größere monographische Ausstellungen zu entwickeln“. Im Gegensatz zur Situation in Ulm hat er auf Föhr dafür die finanziellen Mittel. „Zeitgenössische Positionen wollen wir auch zeigen. Mittelfristig denken wir an ein Artist-in-Residence-Programm, um jüngere Künstler auf die Insel zu bringen.“

Wenn Sadowsky über sein Programm redet, dann immer innerhalb der inhaltlichen Klammer, die das Museum hat: Es geht um Natur, die Küste, das Meer – früher in der Freilichtmalerei, heute eher in der Fotografie, die sich mit zerstörten Landschaften beschäftigt. Sadowsky bringt das Thema mit: Nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Ethnologie in Hamburg arbeitete er lange an verschiedenen dänischen Museen.

Man könnte Sadowsky für einen Freund des Landlebens halten. Wäre da nicht seine Promotion: Sie handelt von Großstadtwahrnehmung im 18. und 19. Jahrhundert. KLAUS IRLER