Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Wer mal gerade in Stettin ist und dort vielleicht auf einem kopierten Zettel liest, dass Kristen in einem kleinen Kellerloch spielen, der sollte die Chance nützen (natürlich auch sonstwo): die Band knallt. Machte sie jedenfalls gerade im Vorprogramm von Deerhoof im Bastard. Gitarrenarchitekturen, immer noch Hardcore und möglicherweise bereits Kunst. King Crimson ohne Tändeln, mit dem notwendigen neurotischen Stich. Hinterntretend und kopfspülend. Wie halt Musik/Kunst/Abendunterhaltung in den besseren Fällen immer beschaffen sein sollte, und mit dem Degenerate Art Ensemble aus Seattle hat man da eine Möglichkeit an der Hand, mit der das schon wieder klappen sollte: Ist Schreien, Stampfen, Improvisationsfreakout. Die Band kennt Bigband-Chorusse, Kammermusik und von Punk angeführte Dengelgitarren, dass man kurz und ergeben auch wieder Jazz dazu sagen darf – dem aber all seine gepflegte Langeweile ausgetrieben ist. Ein paar Trainingseinheiten mit John Zorn oder Wayne Horwitz (mit denen das Ensemble bereits zusammenarbeitete) können nicht schaden, aber auch ohne die sollte jedes postmodern geschulte Ohr hier seinen Spaß finden. In der Performancevariante am Samstag im Schokoladen, als konzertante Reprise am Donnerstag im Bastard. Und kurz wieder zurücklehnen: Mountaineer (mit Ex-Fink-Beteiligung). Haben ihre musikalische Ponderosa an der Hamburger Binnenalster aufgebaut. Entspanntes Songwriting zwischem dezentem Folk und dezentem Country. Am Samstag mit Jens Friebe und Sascha Steinfurth im Kingkong-klub. Und wenn man Roxy Music noch mal frisch auftauen könnte? Klängen sie ziemlich nach Manishevitz. Ein Geheimnis aus Chicago, das den Glam-Rock ’n’ Roll mit dem kleinen Löckchen Extrafinesse um den Finger dreht. Spielen am Dienstag im Butterclub.