Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Es ist bereits eine Weile her, dass Jochen Distelmeyer musikalisch aufgefallen ist. Anfang 2016 war das, als mit „Songs from the Bottom, Vol. 1“ sein zweites Soloalbum erschien mit den (englischsprachigen) Coverversionen. Und dann gab es im vergangenen Jahr natürlich eine Tournee lang die Part-Time-Reunion von Blumfeld. Aber das sind halt die alten Geschichten – die allerdings zu den besseren Kapiteln bundesdeutscher Popmusikschreibung zählen. Wer mit den Stichworten „Hamburger Schule“ und „Diskursrock“ überhaupt nichts anzufangen weiß, wird am Montag wohl gar nicht den Weg ins HAU1 finden wollen, wo Thomas Meinecke im Rahmen seiner „Plattenspieler“-Reihe eben Jochen Distelmeyer zu Gast hat, der sich da auch musikalisch entblößen muss. Weil Prinzip der Reihe ist, dass sich Moderator und Gast gegenseitig Platten vorspielen und über Musik und die dazugehörige Plattenhüllengestaltung unterhalten. Toll wäre es dabei, wenn in einer Art Reenactment an dem Abend auch das sehr stylish gehaltene Cover von der „Ich-Maschine“, das 1992 erschienene Debütalbum von Blumfeld, nachgestellt werden könnte, das mit der darauf abgebildeten Stereoanlage in der Metadiskurskategorie „Tonträgerselbstreflexion“ doch einen Standard gesetzt hat (Stresemannstr. 29, 20 Uhr, 8 €).
Ein schön beschreibendes Wort: Rumpeljazz nennt man bei der Hochzeitskapelle das, was der Band um die von The Notwist her bekannten Acher-Brüder so alles einfällt, und das klingt wie eine beherzt geschunkelte Kaffeehausmusik, wie die ähnlich toll auch mal vom Penguin Cafe Orchestra zu hören war. Die Hochzeitskapelle spielt heute am Donnerstag mit dem japanischen Musiker Kama Aina im Arkaoda (Karl-Marx-Platz 16, 21 Uhr).
Wer iranische Indiebands sammelt, sollte wissen, dass da mit Bomrani am Samstag im Privatclub eine Band aus Teheran zu hören ist, die fröhlich durch Rock und Pop und daran angrenzende folkloristische Gebiete walzert (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, 10 €). Die an südkoreanischem Indie Interessierten allerdings müssen wissen, dass das Konzert mit Hyukoh am Mittwoch im Kesselhaus bereits ausverkauft ist.
Außerdem wäre (von hier aus betrachtet exotische Gefilde betreffend) noch eine Frage zu klären, die sich mir jüngst auf dem Flohmarkt auftat. Packenweise japanische Alben gab es da, vor allem Easy-Listening-Zeug aus den Endsechzigern, Anfangsiebzigern. Auf den Hüllen immer junge, weiße, westliche Frauen. Frage: Wieso wollte man gerade die als Kaufanreiz auf dem doch japanischen Markt sehen?
Vielleicht könnte das mal Thomas Meinecke in seinem Plattenspieler übernehmen.
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