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Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Das ist jetzt wieder der Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart. Und wenn die Historie bei ihrer hinterhältigen Attacke die Jetztzeit dann einfach aufgefressen hat, dann kann es doch gar keine Zukunft mehr geben …

Und wenn schon!

Da hätte man zum Beispiel heute am Donnerstag eine Musik mit Liedern, wie sie Ende 1967 und noch Anfang des 68er-Jahres in die Hitparaden gekommen sind (und die danach schon etwas oldschool-mäßig klangen, weil die Mittsechziger hitparadentechnisch eine wirklich schnelllebige Zeit waren). Also Lieder, wie sie der damals bunte Jacketts und Rüschenhemden tragende Zeitgeist gern hatte: ein bisserl psychedelisch und dabei noch flott genug im Beat. Was auch heute noch frisch und so hinternkitzelnd klingt, dass man von seinem bequemen Sofa aufspringen will, wenn das so gespielt wird wie von Ouzo Bazooka aus Tel Aviv, die das alles ganz prächtig und mit Respekt neu erfunden haben und dazu noch der ein oder anderen orientalischen Tonspur folgen. Wo die hinführen, ist im Cassiopeia zu hören (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 17 €).

Nun muss aber doch gesagt sein, um keinen falschen Eindruck zu erwecken, dass es sich bei Ouzo Bazooka keineswegs um eine Revivalkapelle handelt. Sie schaffen nur Anmutungen, die halt aus den Echokammern der Historie heraus beglaubigt werden.

Psychedelisches reklamieren auch Black Salvation für sich, das aber bei dem Trio aus Leipzig gar nicht mehr nach Beat klingt und etwas breithüftiger daherkommt. Definitiv langhaariger, mit mehr Wummern. Womit man musikgeschichtlich schon ein großes Stück vorangekommen ist mit dieser Spielart des Rock – hart, noch nicht Metal –, die Ende der 60er, Anfang der 70er zu ihrer großen Form auflief und dabei gar nicht mehr auf die Single-Hitparade schielte, sondern am liebsten mindestens ein Livedoppelalbum lang gewichtig sein wollte. So eine Musik ist das, die Black Salvation pflegen, auch am Donnerstag im Toast Hawaii, wo es mit Jessica93 noch einen Postpunk-Prügel aus Frankreich dazugibt (Danziger Str. 1, 20 Uhr, 11 €).

Am Montag gibt es mit Tanukichan – der Bühnenname von Hannah van Loon, Multiinstrumentalistin aus dem kalifornischen Oakland – im Monarch eine Musik wie ein „lazy sunday afternoon“. Dreampop, dem die Hitparade egal ist und der gleich in die Herzen der Hörer will, wo er mit einem dröhnenden Gitarrensound und sonstigen Unruhen für Irritationen sorgen kann (Skalitzer Str. 134, 20 Uhr, 13 €).

Das ist schon zeitgemäß und hat natürlich Zukunft. Wobei Zukunft immer auch der alte Hut von übermorgen ist.

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