vorlauf konzert
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Mal anderen Zwirn tragen. Auch wenn man das Schaffen Schostakowitschs mit den Kategorien des Pop durchaus als Postrock bezeichnen mag, der sich die expressiven Gesten nicht verkneifen will. Von den sowjetischen Zensoren wurde der Komponist deswegen mit dem Taktstock drangsaliert. Seine achte Sinfonie hat dann doch gefallen. Seine düstere, schmerzgepeinigte. Wenig vom Heroismus will sie wissen, mit dunklen Melodien wird die Verzweiflung eingekreist. Geschrieben 1943. Am heutigen Freitag und Samstag im Konzerthaus Berlin jeweils 20 Uhr mit der Staatskapelle Berlin, angeführt von Semyon Bychkov, zu hören. Eher robust kommt dagegen die Carmina Burana. Der Gassenhauer von Carl Orff. So ein wuchtiger Bauernschrank. Tut so mittelalterlich wie eine frisch gegründete Trachtengruppe und wischt mit auftrumpfender Dramatik im Intro gleich alle Bedenken weg: Fortuna Imperatrix Mundi. Mächtig was auf die Pauke. Voodootrommeln aus den bayerischen Bergen. Theatralischer Heavy Metal. Incredibly Strange Music ohne Augenzwinkern mit ausgiebigen Jingle-Bells-Schlittenfahrten in der Mitte. Am Samstag mit den Tschechischen Symphonikern im Tempodrom (15.30 und 20 Uhr). Da passen als Nachschlag Wishbone Ash, die schon so lange mit im Geschäft sind, dass sie ihre Waren unter dem Stichwort Classic-Rock verkaufen müssen. Dabei waren deren schön verflochtene Melodien vom Gitarrendoppel in der ruhigen Gelassenheit bereits zum Zeitpunkt des Entstehens zeitlos. Und lagen damit einst voll im Trend. Referenzplatte die „Live Dates“ von 1973. Natürlich ein Doppelalbum, wie sich’s damals gehörte. Hätte man seither so an die 184.000-mal hören können, um sich auf das Konzert von Wishbone Ash am Donnerstag im Quasimodo (22 Uhr) vorzubereiten.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort