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Thema des TagesMystische Imamschule

In Lichtenberg will eine Sufi-Moscheegemeinde eine Schule für islamische Geistliche eröffnen. Sehr transparent verlief das Vorhaben bisher nicht. Prompt versuchen Nazis, dagegen zu mobilisieren.

Muslime beim Gebet. Bild: AP

Die ersten Flugblätter der NPD sind schon verteilt: Es gibt ein neues Projekt von Muslimen in Berlin. Im alten Eisenbahner-Kulturhaus in Lichtenberg soll eine Schule für islamische Geistliche und Imame entstehen. Träger der Schule ist der Verein Institut Buhara, gegründet von Mitgliedern der Semerkand-Moscheegemeinde aus Schöneberg. Die wiederum steht dem mystischen Orden der Naqshbandi-Sufis nahe (siehe Interview).

Imamschule

Ein neues Projekt Berliner Muslime erregt die Gemüter: Eine Schule für Imame und islamische Geistliche soll entstehen. Standort ist Karlshorst im Stadtteil Lichtenberg, Träger ein Verein, der der mystischen Sufi-Tradition nahesteht. Eigentlich eine eher weltabgewandte Richtung des Islam. Doch der Verein genießt unter Berliner Muslimen einen guten Ruf: "Wir kennen die Gemeinde als aktiv und offen", sagt etwa Burhan Kesici von der Islamischen Förderation. Imame von der geplanten Schule kann er sich in den Moscheen seiner Organisation durchaus vorstellen.

Dass es nötig ist, muslimische Geistliche auszubilden, die in Deutschland aufgewachsen und mit hiesigen Lebensverhältnissen und Gesellschaftsstrukturen vertraut sind, ist bei Muslimen und in den Gesprächsrunden des interreligiösen Dialogs unumstritten. Mangels einer solchen Ausbildung kommen bislang die meisten Imame islamischer Gemeinden aus den Herkunftsländern der Mitglieder.

"Die Imame, die heutzutage hier tätig sind, sind nicht für die Zukunft des Islams in Deutschland gewappnet", sagt auch Ayhan C. vom Institut Buhara. Ähnlich einer privaten Berufsschule wird die Imamschule Erwachsene aufnehmen, die ihre Schulpflicht bereits absolviert haben. Die sechsjährige kostenpflichtige Ausbildung soll zunächst nur Männern offenstehen. "Wenn die Schule sich etabliert, werden wir vielleicht auch Frauen aufnehmen", sagt C.

Den Antrag auf Genehmigung der Schule habe der Verein vergangene Woche eingereicht. "Sobald das Projekt bewilligt ist, fangen wir an", so C. Im ehemaligen Eisenbahner-Kulturhaus laufen bereits Vorbereitungskurse für erste Schüler. 68 sollen aufgenommen werden.

Die Aktivitäten in dem am Rand des Rummelsburger Schienengeländes gelegenen Gebäude haben bereits ungewollte Aufmerksamkeit erregt. "Klammheimlich" wolle dort ein "ominöser Verein" eine "Koranschule" errichten, heißt es in einem Flugblatt, das die NPD in der Gegend verteilte. Mit dem "Totschweigen" des Projekts, vermuten dessen Autoren, wolle das Bezirksamt verhindern, dass dagegen "Proteste entflammen". Nicht nur das Flugblatt ist der Grund, warum Ayhan C. seinen Nachnamen lieber nicht mehr in der Zeitung lesen möchte. Der Vereinsvorsitzende habe kürzlich bereits "unter Polizeischutz" zum Gebäude geleitet werden müssen, sagt er.

Der Lichtenberger Bürgermeisterin Christina Emmrich (Die Linke) ist davon nichts bekannt. Der Verein habe seit Langem Kontakt zum Bezirk, etwa wegen der Erteilung nötiger Baugenehmigungen. Ein Treffen mit ihr sei geplant, aber noch nicht terminiert gewesen: "Dass der Verein nun auf uns zukommt, ist vernünftig", so Emmrich. Vorschnell bewerten wolle sie das Projekt und dessen Träger nicht, sondern "die Sache gelassen angehen", sagt die Bürgermeisterin: "Es gibt hier einen Verein, der diese Ausbildung stellen will. Ich halte das für eine normale Sache vor dem Hintergrund der Religionsfreiheit." Sie baue außerdem auf die Vernunft der Lichtenberger und Karlshorster: "Die Veröffentlichung der Nummer unseres Bürgertelefons im NPD-Flugblatt hat jedenfalls gerade mal zu zwei Anrufen geführt."

"Die Erfahrung zeigt, dass muslimische Gemeinden gut beraten sind, solche Projekte transparent zu gestalten", sagt Günter Piening, Landesintegrationsbeauftragter. Er hat von der Schule erst aus der Presse erfahren und will das diese Woche beim Treffen des Berliner Islamforums thematisieren: "Ich gehe davon aus, dass die Sache in Zukunft breit und offen diskutiert wird." Ein Tag der offenen Tür sei bereits geplant, versichert Ayhan C., nämlich nach der Eröffnung der Schule.

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