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Teure InnenstadtSchöne Aussichten für Mieter

Was die Spatzen von den Dächern pfeifen, steht jetzt in einem Mietimmobilienbericht: Spitzenmiete in der Berliner City verdrängt die arme Bevölkerung. Trotzdem: Durchschnittsmieten steigen moderat.

Wer in Berlin eine neue, gut ausgestattete Wohnung sucht, noch dazu in den Citybezirken Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain-Kreuzberg oder Charlottenburg-Wilmersdorf, muss so tief wie nie zuvor in die Tasche greifen. Für teuer sanierte Objekte, Lofts oder neue sogenannte Townhouses werden Mieten wie in München oder Frankfurt verlangt - nämlich zwischen 10 und 15 Euro netto pro Quadratmeter.

Umgekehrt rutscht die ungeliebte östliche, aber auch die südöstliche Peripherie der Stadt immer tiefer ab. In Marzahn, Teilen von Tempelhof und Neukölln, stagnieren oder sinken die Mieten auf unter 5 Euro pro Quadratmeter. Die markanten Zahlen auf dem Wohnungsmarkt 2008, die gestern der international tätige Immobilienberater Jones Lang LaSalle vorlegte, bestätigen einen Berlintrend, vor dem Stadtsoziologen wie Hartmut Häußermann (HU) oder der Mieterverein seit Langem warnen: Spitzenmieten in der Innenstadt verdrängen alteingesessene und ärmere Bevölkerungsschichten buchstäblich an den Rand.

Bestätigt wird dieses Verdrängungsszenario jetzt von dem "ersten Berliner Mietwohnungs-Bericht" von Jones Lang LaSalle. Bemerkenswert ist, dass der Immobilienspezialist "auf der Grundlage von insgesamt 80.000 Daten aus allen Berliner Bezirken den aktuellen Mietentwicklungsprozess untersucht hat", wie Andrew Groom, Europachef des Unternehmens, mitteilte.

Damit hat Jones Lang LaSalle - nicht zuletzt für das eigene Geschäft - den Mietwohnungsmarkt der Stadt besser durchleuchtet als der Berliner Mietspiegel, der auf der Grundlage von weitaus weniger Daten, rund einem Viertel, basiert.

In der Stadt gibt es 1,88 Millionen Wohnungen. Abseits der 15-Euro-Höchstpreise rangiert Berlin in ersten Halbjahr 2008 im bundesweiten Vergleich mit einer Miete von durchschnittlich 6 bis 8 Euro allerdings noch weit hinter München (11,80 Euro), erläuterte Roman Heidrich von Jones Lang LaSalle-Berlin. Dennoch "steigt die Miete in Berlin weiterhin an -bei einer gleichzeitigen Verknappung von Wohnraum".

Die höchsten Durchschnittsmieten von 6,65 Euro bis 7,45 Euro pro Quadratmeter werden in Mitte und Charlottenburg verlangt, so Heidrich. "Den größten Sprung innerhalb der vergangenen 12 Monate machte der Bezirk Mitte, wo Mietpreise von über 10 Euro für sanierte Objekte beobachtet werden." In Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg seien "Tendenzen des beschleunigten Mietpreiswachstums" zu beobachten", die an die Entwicklung im Bezirk Pankow in den vergangenen Jahren erinnere.

Heidrich: "Gerade in Friedrichshain-Kreuzberg hat eine rege kulturelle Szene viele Investoren auf den Bezirk aufmerksam gemacht, die sich auf den Erwerb von Altbauten fokussiert hat". Die Absichten seien klar: sanieren und teuer vermieten.

Jones Lang LaSalle konstatiert auch, dass das teure Zentrum "eine Binnenwanderung in die preisgünstigen Nachbarbezirke zur Folge hat", wo sich der Anteil der sozial prekären Bewohner immer mehr erhöhe. Quartiere in Lichtenberg und Marzahn, aber auch in Tempelhof und Neukölln seien davon mehr und mehr betroffen.

Schuld an der Gentrifizierung, die auch auf die geringe Neubautätigkeit zurückzuführen ist, gibt Hartmann Vetter, Geschäftsführer des Mietervereins, auch dem Senat. Das Ende des sozialen Wohnungsbaus habe "den Prozess der Verdrängung" beschleunigt, so Vetter zur taz. Der Senat habe sich von der Wohnungsbaupolitik verabschiedet und - bis auf einige landeseigenen Wohnungsgesellschaften - "keine direkten Möglichkeiten mehr, die Mieten zu beschränken". Das sind keine guten Aussichten für Mieter und die Stadt.

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