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TerrorschutzNebelkerzen für alle Akws

Betreiber beantragen Nebelwerfer für Akw Grohnde als Schutz vor Terrorattacken. Die Wirkung ist umstritten, trotzdem sollen die anderen Meiler folgen. Widerstand ist nicht zu erwarten.

Kein Terrorschutz: Nur der ganz normale Nebel überm Akw Grohnde. Bild: dpa

HANNOVER taz Nach jahrelangem Tauziehen um den Schutz von AKW vor Terrorangriffen mit Flugzeugen soll am Atommeiler Grohnde demnächst die erste Vernebelungsanlage in Betrieb gehen. Die aus zwölf jeweils Carport-großen Nebelwerfen bestehende Anlage ist nach Angaben des Betreibers Eon fertig aufgebaut. Sie müsse nur noch von einem Gutachter der Gesellschaft für Reaktorsicherheit abgenommen werden, sagte die Unternehmenssprecherin Petra Uhlmann am Montag in Hannover.

Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums, das die Pilotanlage am AKW Grohnde im Herbst 2006 genehmigt hatte, müssen nach der Abnahme der Anlage noch das Bundesverkehrs- und das Verteidigungsministerium zustimmen. Das Bundesumweltministerium habe seinen Widerstand gegen die Installation solcher Anlagen an den Atomkraftwerken längst aufgegeben, sagt Ministeriumssprecherin Jutta Kremer-Heye: "Ich rechne mit einer Inbetriebnahme noch im Sommer.

In der Tat beschränkt man sich im Bundesumweltministerium auf den Hinweis, dass es sich bei dem Aufbau von Nebelwerfern "um ein Konzept der Betreiber" und kein Konzept des Ministers handele. "Der Nachweis eines wirksamen Schutzes vor Terrorangriffen mit Flugzeugen durch die Anlagen ist nicht erbracht", sagte Ministeriumssprecher Thomas Haagbeck. "Anstatt Nebelwerfer aufzustellen, wäre es besser, die älteren, gegen Flugzeugabstürze kaum geschützten Kraftwerke schneller abzuschalten." Die einstige Forderung des früheren Umweltministers Jürgen Trittin, zusätzlich zu dem Nebelbatterien auch GPS-Störsender zu installieren, wurde nach Einwänden des Verkehrs- und des Verteidigungsressorts wieder fallengelassen.

Dabei würde ein solcher Störsender verhindern, dass man ein entführtes Flugzeug auch durch künstlichen Nebel steuern könnte. Das ist nun aber weiterhin möglich, erklärte auch Greenpeace in einem neuen Gutachten, mit dem die Wirkungslosigkeit der Anlagen aufgezeigt werden soll. So läge die Vorwarnzeit bei einem Terrorangriff mit einem entführten Flugzeug nur bei ein bis zwei Minuten. In dieser Zeit kann ein Verkehrsflugzeug 15 Kilometer weit fliegen. Zudem verhüllt der künstliche Nebel die AKW nur für kurze Zeit. Greenpeace sieht in der Installation der Anlagen den "Versuch, eine Scheinsicherheit aufzubauen, die die Akzeptanz der Atomenergie erhöhen soll".

Dennoch setzt die Industrie auf die Vernebelungstaktik. Alle vier Betreiber wollen sämtliche deutsche AKW mit den Nebelanlagen ausrüsten, sagte Eon-Sprecherin Uhlmann. Das bestätigen die Betreiber EnBW und RWE. Nach Angaben einer EnBW-Sprecherin sind für die vier AKW in Neckarwestheim und Philippsburg zwei solche Anlagen beantragt, die dort dann jeweils gleich zwei Atommeiler einnebeln können sollen.

RWE hat nach eigenen Angaben vom hessischen Umweltministerium bereits die atomrechtliche Genehmigung für Nebelwerferbatterien in Biblis erhalten und für seine übrigen AKW diese beantragt.

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3 Kommentare

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  • VO
    vom Osterhase

    an obrigen kommentaren kann man mal wieder sehen, dass durch den niedergang des niveaus bei der taz auch deren leserklientel zusehens verdummt....

    ....Bildzeitung lässt Grüßen....

  • W
    weihnachtsmann

    Die Bundesregierung und ihre Organe machen doch sowieso was RWE & co wollen,

    wieso noch ne Genehmigung ?

    Diese unnutzen Dinger schlagen se eh auf dem Strompreis drauf und die doofen sind wir.

  • S
    seebaerli

    Vielleicht hilft ja der Quatsch auch gegen Stoerfaelle.