Terror in Algerien: 18 Tote bei Attacke auf Militärakademie
Bei einem Doppel-Selbstmordanschlag am Freitagabend im algerischen Cherchell starben 16 Offiziere und zwei Zivilisten. Die Tat wird radikalen Islamisten zugeschrieben.

ALGIER afp | Bei einem Doppel-Selbstmordanschlag auf eine Militärakademie in Algerien sind nach amtlichen Angaben 16 Offiziere und zwei Zivilisten getötet worden. Die EU verurteilte am Samstag die "grausame terroristische Attacke". Der Anschlag ereignete sich am Freitagabend in Cherchell rund hundert Kilometer westlich von Algier.
Das algerische Verteidigungsministerium teilte mit, außer den 18 Toten habe es 26 Verletzte gegeben, von denen einer noch in Lebensgefahr schwebe. Zwei Selbstmordattentäter, von denen einer auf einem Motorrad fuhr, sprengten sich im Abstand weniger Sekunden in die Luft. Die Attentäter hätten eine größtmögliche Zahl an Menschen töten wollen, seien aber mit ihrem Plan gescheitert, in eine Offiziersmesse einzudringen, berichtete die Zeitung El Watan in ihrer Onlineausgabe.
Sie sprengten sich demnach vor dem Gebäude in die Luft, als dort gerade die Offiziere zum abendlichen Fastenbrechen im muslimischen Fastenmonat Ramadan zusammenkamen. Laut der Nachrichtenagentur TAP ist auch ein tunesischer Offizier unter den Toten.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und der EU-Kommissar für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik, Stefan Füle, verurteilten die Tat in einer gemeinsamen Erklärung in aller Schärfe. Die Gewalt werde besiegt werden. Sie werde Algerien nicht daran hindern, auf seinem Weg in Richtung Reformen voranzuschreiten. Die Europäische Union wolle die Zusammenarbeit mit Algerien bei seinem Reformkurs weiter ausbauen.
Hohe Anschlagsgefahr im Ramadan
Trotz der nationalen Versöhnungspolitik unter Präsident Abdelaziz Bouteflika seit Anfang 2000 und eines Amnestieangebots an Angehörige islamistischer Gruppen, die dem bewaffneten Kampf abschwören, kommt es in Algerien immer wieder zu Anschlägen. Das Verteidigungsministerium verurteilte den Anschlag als "abscheulichen terroristischen Akt", der auf das Konto "krimineller Banden" gehe.
Vor allem im Ramadan begehen radikalislamische Gruppen verstärkt Anschläge. Seit Anfang August intensivierten die Islamisten in Algerien ihre Angriffe im Osten des Landes wieder, insbesondere in der Region Kabylei. Ziele waren in allen Fällen die Sicherheitskräfte des Landes. Erst am Dienstagabend wurden in der Region Bordj Bou Arreridj rund 220 Kilometer südöstlich der Hauptstadt zwei Polizisten und ein Soldat bei einem Anschlag getötet. Die meisten Anschläge werden dem Ableger von El Kaida im Maghreb zugeschrieben.
Die Militärakademie in der Hafenstadt Cherchell wurde von Frankreich während des Zweiten Weltkriegs gegründet. Nach der Unabhängigkeit Algeriens blieb sie als Offiziersakademie bestehen.
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