■ Tennis: Boris Becker ist raus – und nun die Küche kalt
Hamburg (dpa/taz) – Warum wettern nur alle gegen Hamburg? „Wimbledon ist mein Wohnzimmer, Hamburg nur meine Küche“, hat Boris Becker (28) gesagt. Dieser Satz ist nun alles, was den vielgeschmähten German Open von ihrem vermeintlichen Retter bleibt. Vor 7.500 bibbernden Zuschauern unterlag Becker gestern nachmittag im Achtelfinale dem Österreicher Gilbert Schaller mit 2:6, 2:6.
„Das war heute das perfekte Match von Gilbert, und er hat verdient gewonnen“, sagte Becker. Schaller schlug zwar relativ schwach auf, aber plazierte stark und passierte Becker immer wieder. „Wenn ich Sampras in Paris schlage, dann kann ich auch Becker in Hamburg besiegen“, meinte Schaller selbstbewußt vor dem heutigen Viertelfinale gegen Roberto Carretero (Spanien).
Nichts ging bei Carl-Uwe Steeb: Der Schwede Magnus Larsson, der sich nach einem Beinbruch vor einem Jahr langsam wieder seiner Bestform nähert, ließ ihm nicht die Spur einer Chance und siegte in 51 Minuten mit 6:2, 6:0. „Ich hatte mir gute Chancen ausgerechnet, aber Magnus hat sehr starke Crossbälle gespielt“, sagte Steeb, dessen Mini- Renaissance, am Tag zuvor mit einem Sieg über Goran Ivanisevic eingeleitet, schon wieder beendet ist. Der 75. der Weltrangliste fand gegen die plazierten Schläge seines Gegenspielers kein Rezept und machte nach einem 2:2 im ersten Satz keinen Punkt mehr.
Michael Stich (27) hat derweil nach der Doppel-Niederlage an der Seite von Hendrik Dreekmann seine Forderungen in Sachen Davis-Cup erneuert: „Alle im Team müssen sich gewissen Regeln unterwerfen und sich anpassen.“ Dies tat er allerdings, ohne sich vorher mit dem Kollegen Becker zu besprechen, auf dessen unlängst in Frankreich ausgelebte Herrscherrolle er anspielt. „Warum soll man etwas besprechen“, sagt Stich, „wenn man nichts zu besprechen hat?“ Nach dem Doppel, seinem ersten Match seit der schweren Fußoperation am 7. März, will er es in der nächsten Woche in Rom im Einzel versuchen. Falls sein linker Fuß mitmacht, der beim Test am Rothenbaum „ganz gut eigentlich, so 90 Prozent“ einsatzfähig war. Falls nicht, wird er auf die Italian Open verzichten. „Ich fange bei Null wieder an“, sagt Stich.
Hamburg auch: Was zählen die Spanier Sergi Bruguera (6:2, 7:6 gegen Landsmann Burillo) und Alex Corretja (6:3, 6:2 gegen Marc Rosset)? Becker ist weg! Und die Küche vollends kalt.
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