■ Tennis: Bonjour tristesse
Paris (dpa/taz) – Auch eine große alte Tennis-Lady gerät manchmal aus der Fasson. Vor allem dann, wenn passiert, was nicht passieren darf. Und seit 18 Jahren nicht passiert ist: Martina Navratilova hat ein Erstrundenspiel bei einem Grand Slam Turnier verloren, sich auf die Schnelle von den French Open verabschiedet. Verloren hat die 37jährige gegen eine Niederländerin: Miriam Oremans, 22, beste Plazierung: Nummer 25. Das ist bitter. Zumal Navratilova sechs Jahre auf Paris verzichtet hat. Und dieses eine Mal auch noch das letzte Mal sein sollte. So bitter, daß die sonst eher unterkühlt naturalisierte Amerikanerin ihr Sportgerät zerbrach und ganz unladylike in den Mülleimer beförderte. Dieses Tun quittierte die Grande Dame, als sie ihrer Contenance wieder habhaft geworden war, mit der Erkenntnis: „Ich habe so etwas noch nie getan, und ich hoffe, ich werde es nie wieder tun.“ Später konnte sie gar wieder über sich selbst lachen. Es sei doch ein „toller Rekord“, merkte die Weltranglisten- Vierte lapidar dazu an, daß sie sich seit 1976 erstmals wieder selbst aus dem Rennen geworfen hat. 167 Turniersiege kann sie in den 20 Jahren Profitennis verbuchen plus 20 Millionen Dollar Preisgeld. Weder Chris Evert noch Steffi Graf waren erfolgreicher. Kurz vor den French Open hatte sie in Rom das Endspiel gegen die Spanierin Conchita Martinez verloren. Obwohl ihr ihre Entourage davon abgeraten hatte, war sie in den Bois de Boulogne gekommen. „In meinem letzten Jahr wollte ich noch einmal in Paris spielen.“ Nach ihrem Aus begrüßte L'Equipe das an Stars magere Frauentennis mit: „Bonjour tristesse“.
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