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■ Telekom: Rätsel um AuslandstarifeAuf den T-Punkt gebracht

Aachen (taz) – Stell dir vor, du willst, ganz normal, nach nebenan telefonieren, gerade mal einen oder zwei Kilometer entfernt. Aber niemand weiß, was es kostet – auch die Telekom nicht. Aachens besondere Lage macht es möglich. Im Westen schmiegen sich Belgien und die Niederlande an, manchmal Haus an Haus wie in einer Stadt. Geographisch leben die belgischen und holländischen Freunde in der Nachbarschaft, politisch in der Europäischen Union, telefontechnisch: im Ausland – wie Togo oder Tonga. Deshalb sind Aachens Telekom-Kunden (wie ähnlich alle Flensburger, Kehler, Frankfurt/ Oderer) benachteiligt, denn verbilligte Tarife gelten nur in eine Richtung. Gerüchte machen indes die Runde, es gebe, wie vor der Tarifreform, eine Sonderregelung für das Grenzgebiet, einen Spezialtarif für die Auslandsvererbindung in Sichtweite.

Die Suche nach Aufklärung gerät zum absurden Hindernislauf. Im Telekom-Laden („T-Punkt“) gibt es sofort einen Rüffel: keine Informationen bekommen – ja, ja, das behaupteten, ha, ha, viele in diesen Tagen. Auf die schamgebeutelte Bitte um Nachinformation gibt es nur ein allgemeines kopiertes Blatt über die T-Tarifreform. Sind Nachbarschaftsfragen etwas Außergewöhnliches, Spezielles? Ja, so sei das. Mit Sonderfällen müsse man sich an das bundesweite Sorgentelefon der Telekom wenden: 0130-1118. Dort meldet sich (sofort durchgekommen!) ein freundlicher junger Mann. Erstmals taucht der Begriff „Visavis- Tarif“ auf. Aha. Und wie ist der gestaffelt? „Das kann ich Ihnen von hier für Frankreich nicht sagen.“ Frankreich? Oh, er bittet um Entschuldigung, aber von Kiel aus könne er ja nun wirklich nicht die exakte Lage aller Städte kennen. Und empfiehlt den örtlichen „T-Service“-Laden.

Service! Welch Wort! Zwei Kunden wird – Kernzeit 17 Uhr, T-Laden von einer T-Kraft besetzt – erst einmal je ein hübsch designtes Gebührenschluckmaschinchen verkauft. Der T-Mann ist genervt: „Vor Ihnen waren bestimmt schon 350 Leute hier wegen Informationen.“ T-Infos? Schulterzucken. Er empfiehlt ganz ausgekocht die Rechnungsstelle: Die müßten doch wissen, was sie wofür kassieren. Clever! Dieser zweite Telekom-Telekontakt wird kabarettistisch: Nach zwei Warteschleifen mit T-Tonbandmusik meldet sich eine weibliche Stimme. „Ja, den Visavis-Tarif. Den gibt es.“ – „Gut. Und die Preise?“ – „Moment, ich schau mal kurz nach, kein Problem.“ – „Danke.“ – Die „kurze Pause“ gerät arg länglich: „Ich finde nur Tarif Euro 1.“ – „Den habe ich auch.“ – „Moment, ich frage mal nach, kein Problem.“ Es dauert und dauert. Dann die triumphierende Rückmeldung: „Ich hab's! 30 Sekunden eine Einheit!“ – „Toll, und zu welcher Zeit?“ – „Hm, äh, das müßte den ganzen Tag sein.“ – „Kein Abendtarif?“ – „Doch, das müßte bestimmt möglich sein.“ – „Und für welche Städte im Grenzgebiet gilt das?“

Mit einem mal ist von drei Visavis-Tarifen die Rede, also von direktem, mittlerem und hinterem Gegenüber. „Drei Gebiete, verschiedene Zeittakte?“ – „Ja, äh, aber genau kann ich Ihnen das nicht sagen ...“ Die T-Telefonseelsorgerin bietet an, das Problem weiterzuleiten. „Sie bekommen dann in den nächsten Wochen die Unterlagen.“ – „Wochen?“ – „Ja, das geht zentral aus Hamburg.“ Womit wir denn fast wieder in Kiel sind.

Näherliegend wäre übrigens gewesen, ganz banal in den eigenen „Tarifinformationen, Teil 1“ nachzublättern, da steht alles haarklein drin. Aber wahrscheinlich hat die Telekom, ähnlich wie viele ihrer „Kunden“, die Telekom-Unterlagen einfach nicht bekommen. Bernd Müllender

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