: Telefongeheimnis subjektiv zweitrangig
■ betr.: „Spähangriff auf Sciento logy“, taz vom 5.6. 97
Ich schließe mich Frau Rennebach an: Die Beobachtung von Scientology „ist längst überfällig“. Und ich meine weiter, die gleichen Ermittlungsmethoden müßten auch gegen andere Sekten und Psychokult-Gruppen angewendet werden.
[...] Effektive Ermittlungsmethoden gegen menschenrechtsverletzende Organisationen gefährden nicht die Demokratie. Die Demokratie ist längst faktisch gefährdet: Wo es an Solidaritätsfähigkeit mangelt, verkommen Toleranz und Täterintegration zur Mittäterschaft bei Gewaltverbrechen. Wo Zivilcourage „out“ ist, besteht das Bekenntnis zu den allgemeinen Menschenrechten im Grundgesetz sowieso nur noch auf dem Papier.
Wo die Würde von Menschen und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit nach Belieben verletzt werden, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit aller zum Recht auf freie Entfaltung der kriminellen Energien einiger selbsternannter „Übermenschen“, „OTs“ beziehungsweise „Götterboten“ pervertiert wird, ist das Telefongeheimnis nach meinem subjektiven Rechts- und Demokratieverständnis zweitrangig. Gerlinde Heinze, Wuppertal
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen