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"Tatort" über Baby-TodEin Krimi gegen die Hysterie

Kommentar von Christian Buss

Das zerklüftete Milieudrama "Der frühe Abschied" ist einer der intensivsten "Tatort"-Momente des Frühjahrs (Montag, ARD, 20.15 Uhr).

Die Frau, die alle für eine Kindsmörderin halten, gespielt von Lisa Hagmeister. Bild: ard

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5 Kommentare

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  • YD
    You DiD

    An die drei Herren:

     

    Wieso reiten Sie alle drei auf religiösen Wertvorstellungen rum anstatt die Frage zu stellen: Was ist bei der Erziehung dieser Frauen schief gelaufen? Gibt es diese scheinbar genetisch vererbbare Krankheit, bei der Frauen ein bestimmtes und zwar entscheidendes Gen fehlt, wirklich?

     

    Das sind für mich relevante Fragen und nicht etwa, ob ein gottähnliches Wesen solche "Verbrechen" zulässt oder nicht!

     

    Beste Grüße von der weiblichen Perspektive

  • MG
    Magdalene Geisler

    Ein Krimi gegen die Hysterie? Tatsache? Mir schien das ein Film zu sein, in dem lauter Hysteriker am Ermitteln waren, und in dem alles, aber auch alles - wir sind Künstler - gegen den Strich gebürstet wurde, bis der Zuschauer vor Ehrfurcht eingeschlafen ist, bis ihn der nächste Schreikrampf weckt. Zerklüftetes Milieudrama - hier wird sogar in der Rezension noch Kunst produziert.

     

    Die Filmemacher haben einen talentierten Riecher für Tabubrüche und Skandalnudeleien, was die Szene mit dem Säugling auf dem Seziertisch beweist, die dramaturgisch völlig unnötig war. Statt eine durchaus interessante Geschichte unhysterisch zu erzählen, sieht man andauernd "ums Verrecken" Kunst und das führt nicht zur Klarheit, sondern reinweg in die Lächerlichkeit. Die armen Schauspieler werden auch gleich mit verhackstückt. Lächerlich war Frau Sawatzki, wobei die sowieso von Tatort zu Tatort mehr ins unfreiwillig Komische gemobbt wird. Andauernd dachte ich - vor allem bei der "Vögelszene" - dass die gleich seitwärts in die Kulisse kotzt oder lang hinschlägt. Grässlich.

     

    Und was an dem "Guten Abend, gut Nacht"-Lied so verwerflich sein soll, ist mir auch unerfindlich geblieben. Manche Märchen sind grausamer. Das Fernsehen sowieso.

    "Wenn Gott will" ist eine ähnliche Allerweltsformel wie "Gott sei Dank". Dieses bedeutungshuberische Hinterfragen - oberflächlich und nervtötend.

     

    Warum quer durch die Presselandschaft so gelobhudelt wird, gehört zu den vielen Rätseln der neuen Medienwelt.

     

    Und dass hier gleich ein Glaubenskrieg ausbricht, beweist die tiefe Betroffenheit der Fernsehkonsumenten. Religiöse Werte - jaja, immer mal ein Tischgebet sprechen. Kann nicht schaden.

     

    Ich stelle mir vor: der nächste große Tabubruch in diesem Lande kann nur der "Mord an einem Hund" sein mit einer langausgespielten Sezierszene. Da können kreative Geister ihre Einfälle Gassi führen. Das wird ein Medienfest.

  • NC
    neo cortex

    lieber heinrich,

     

    es ist schon erstaunlich wie manche menschen in einer welt, in der die menschheit einerseits täglich krieg, hunger, leid und unterdrückung erleidet und anderseits sich und ihre umwelt auf einer immer dreisteren art und weise zu verändern und zu beherrschen versucht, trotzdem an einer mystischen allmacht festhalten, die sich absolut wertefrei an diesem geschehen vergnügen darf. Aber verwerflich ist es nicht. schließlich verleiht dieses festhalten, und nichts anderes, dem festhaltenden eine manchmal betäubende leichtigkeit bei der verarbeitung von persönlich erfahrenem leid oder dem leid anderer. drogen tun's zwar auch, sind aber zumeist illegal.

     

    es ist aber schlichtweg naiv das vermitteln von religiösen werten als eine notwendige oder gar hinreichende bedingung für eine glückliche kindheit zu bezeichnen. gegenbeispiele gibt es genug, und so manche religiöse wertvorstellungen wollen besser nicht vermittelt werden.

     

    cheers,

    neo

  • M
    michalek

    a m e n Herr Müller,

     

    Ihnen ist aber schon aufgefallen, dass dieses Lied in einem Zusammenhang zum Filminhalt steht? (Sie haben den Film gesehen?) In gewisser Weise ist es grotesk, wie Ihre selbstgerechte Betrachtung über die guten und die bösen Eltern das Thema des Films wiederspiegelt. Ich muss mich schon zurückhalten, um nicht polemisch zu werden, aber mir kommt echt die Galle hoch, wenn Menschen andere Menschen so unverschämmt über einen Kamm scheren und sei es im Kommentarteil der taz.

     

    Glauben Sie ernsthaft, dass nichtreligiöse Eltern eher zur Gewalt, zur Vernachlässigung bzw. Schlimmeren neigen? Glauben Sie das??

     

    n Abend

     

    michalek

  • HM
    Heinrich Müller

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    Herr Buss hält es für eine Grausamkeit, Kinder mit dem Lied "Morgen früh, wenn Gott will, ..." zu Bett zu schicken. Dabei handelt es sich nur um den Ausdruck der Glaubensüberzeugung, dass alle Menschen in Gottes Hand sind. Wenn jemand sagt "So Gott will, werden wir uns nächstes Jahr wiedersehen", dann liegt darin eine Bekundung des Respekts vor dem Schöpfer. Wer kann selbst darüber bestimmen, wann sein Leben endet? Jeden Augenblick kann uns aus heiterem Himmel ein Unglück treffen. Deswegen ist es sehr angemessen, Gott Tag und Nacht um seinen Schutz zu bitten. Die Entscheidung darüber, inwieweit er uns diesen gewährt, liegt jedoch bei ihm. Diejenigen Eltern, die mir ihren Kinder beten und singen, werden sich bestimmt auch um sie kümmern, weil sie sie als Geschenk Gottes achten. Schlimm sind dagegen Eltern, die in ihrer Kindheit selbst nie Liebe erfahren haben und darum auch ihren Kindern keine geben können. Hätten sie religiöse Werte vermittelt bekommen, bliebe ihren Kindern und auch ihnen selber vieles Schreckliche erspart.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Heinrich Müller