„Tatort“ aus Frankfurt: Justus, der beste Arschloch-Darsteller
Im „Tatort“ aus Frankfurt am Main regnet es Geld. Und Bänker. Den empathielosen Sitten-Chef lässt das kalt. Er ist ein Arschloch, aber ein gutes.
![Ein Mann zielt mit einer Waffe auf einen anderen Mann. Ein Mann zielt mit einer Waffe auf einen anderen Mann.](https://taz.de/picture/649118/14/14_Tatort_Hinter_dem_Spiegel.jpg)
Justus von Dohnányi ist einer der besten Arschloch-Darsteller des deutschen Fernsehfilms. Wenn er in der Rolle des Chefs der Sitte seine eigene Schwester, die gleichzeitig die Frau eines vermissten Kollegen ist, fragt: „Angenommen, wir finden ihn nicht mehr, ich meine gar nicht mehr, wäre das sehr schlimm?“ Dann ist das großes, empathieloses Kino.
Auch das neue, in „Hinter dem Spiegel“ seinen zweiten Fall lösende Frankfurter Duo Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch), funktioniert. Sie mit ihrer naiven Art, die sie gekonnt einzusetzen weiß. Er mit seinen testosterongesteuerten Alleingängen.
Und auch die Bilder dieses „Tatorts“ (Buch: Erol Yesilkaya, Regie: Sebastian Marka, Kamera: Armin Alker) sind stark. Allein welch Eindrücke sich ergeben, wenn man das Bild einfach in der Mitte vertikal spiegelt und dazu noch ein paar Electrobeats drüberlegt. Oder wenn es in der Bankenmetropole von einem Hochhaus zuerst Geld und dann einen Banker regnet, der auf einem Auto landet, der einzige Zeuge geschockt eine Hand vor den Mund schlägt – und mit der anderen den Fuffi, der vom Himmel fiel, einsteckt.
Trotzdem reißt der Krimi kaum mit. Womöglich war die gewählte Erzählform, bei der die Zuschauer stets mehr wissen als die Kommissare, diesmal die falsche. Erst baumelt ein Lobbyist von der Decke seines Büros; dann wird ein ehemalige Kollege von Brix erschossen; dann purzelt ebenjener Banker vom Balkon; und zuletzt muss ein weiterer Kollege dran glauben. Viele Polizisten sind involviert, dazu die russische Mafia, die Politik.
„Tatort“: „Hinter dem Spiegel“; So., 20.15 Uhr, ARD
Um das alles aufzuklären muss von Beginn an vertuscht, getäuscht und getrickst werden. Doch weil das bei der Frankfurter Polizei zum Alltag zu gehören scheint, hat man nie Zweifel, dass die Kommissare den Täter überführen werden.
Schön und gerecht ist das, aber nicht spannend.
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