Taschen: Der ideale Begleiter?
Produktpiraterie mal andersrum: Mit seiner "Big Bag" tritt Louis Vuitton gegen die "Billigtasche rot-blau kariert" an.
Das Original: Das rot-blau karierte Reisegepäck
Hot Spots: Ob in der Provinz oder in Berlin-Neukölln: die rot-blau karierte Plastiktasche ist ein beliebtes Reiseutensil. Ebenfalls gerne gesehen ist sie bei Umzügen, im Waschsalon und im Kohlenkeller. Auf diesem heiß umkämpften Terrain wird sie seit einigen Jahren jedoch von meist illegal erworbenen blauen Ikea-Tragetaschen verdrängt. Verfügbarkeit: Jeder Import-Export-Shop, der etwas auf sich hält, hat den Klassiker in drei Größen im Sortiment. Oft lohnt sich ein Blick in die hinteren Ecken, wo die Bilder mit den Hologrammwasserfällen und die geblümten Thermoskannen stehen. Dort ist meistens noch ein Restexemplar versteckt. Material und Verarbeitung: Plastik! Fantastisch! Nur die Nähte sind von minderer Qualität. Fun-Faktor: Im Winter rodelt es sich zwar herrlich auf dem XXL-Modell, im Sommerurlaub ist sie als Luftmatratze hingegen nur bedingt zu empfehlen. Die schlechte Naht ist und bleibt ihre Problemzone. Kriminelles Potenzial: Prime Target für Taschendiebe, die wissen, dass in ihr zur Ferienzeit oftmals italienische, türkische und griechische Spezialitäten die Grenzen überqueren. Wenn sie an Flughäfen und Bahnhöfen alleine steht, macht sie sich schnell verdächtig, denn sie wird häufig in Begleitung von Muslimen gesehen. Ihr Preis: 1,50 Euro
Die Fälschung: Die Big Bag "Street GM" von Louis Vuitton
Hot Spots: Auf den internationalen Laufstegen und unter www.vogue.de. Dort buhlt sie neben einer durchsichtigen Plastiktasche von Oscar La Renta und einem beigefarbenen Henkeleimer von Hermes um Aufmerksamkeit. Die Street GM schätzt ein junges, hippes Milieu, denn bei klassischeren Society Events wird sie oft als It-Bag für Neureiche diffamiert. Verfügbarkeit: "Momentanement indisponible en ligne", zurzeit leider nicht verfügbar, lautet die höfliche Absage auf der Homepage des französischen Taschenherstellers. Spontankäufe sind hier nicht drin. Wo andernorts der virtuelle Einkaufswagen steht, führt bei Louis Vuitton ein Link zur persönlichen "Wishlist". Material und Verarbeitung: 100 Prozent Kalbsleder. Geflochten und von Experten vernäht Fun-Faktor: Der blanke Neid in den Augen der Mitmenschen ist die Anschaffung allemal wert. Von Haus aus sonnigere Naturen benutzen sie als Sitzunterlage am Strand und freuen sich anschließend über ein schickes Karomuster auf dem Po. Kriminelles Potenzial: Die Zollfahndung hat allein im ersten Halbjahr 2007 390.000 gefälschte Markenartikel mit einem Warenwert von 28 Mio. Euro am Flughafen Frankfurt sichergestellt. Ein paar Fälschungen dieser Kopie waren garantiert auch dabei. Ihr Preis: 1.900 Euro
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid