Tarifstreit: Bethesda-Ärzte streiken
Der Marburger Bund ruft die Ärzte des Bethesda Krankenhauses in Bergedorf zum Streik auf. Seit Jahren bekommen sie von ihrem kirchlichen Arbeitgeber weniger bezahlt als ihre Hamburger Kollegen.
Ab Montag legen die ÄrztInnen des Bergedorfer Bethesda Krankenhauses eine Woche lang die Arbeit nieder. Der Ärzte-Verband Marburger Bund wirft der Geschäftsführung des Krankenhauses vor, den Abschluss eines arztspezifischen Tarifvertrages zu verhindern. Nach jahrelangem Gezerre erklärte der Verband die Tarifverhandlungen nun für gescheitert.
"Überall in Hamburg haben sich die Tarifverträge verbessert, deshalb läuft uns der Nachwuchs davon", sagt Lars Brandt, Sprecher der Ärzte am Bethesda Krankenhaus. Der Lohn sei niedriger und die Arbeitsbedingungen schlechter als anderswo. So gebe es in den Nachtdiensten nicht genug Bereitschaftszimmer, in denen sich die Ärzte ausruhen könnten. In ihrer Not legten sie sich auf freie Patientenbetten. Die Randlage Bergedorfs vergrößert die problematische Situation der Klinik. "Immer mehr Fachärzte verlassen das Haus, darunter leidet natürlich die Versorgung der Patienten", sagt Brandt.
Der Landesvorsitzende des Marburger Bundes in Hamburg, Frank Ulrich Montgomery, kritisiert besonders die Entlohnung der Ärzte. Diese würden "innerhalb der Entgeltgruppen einfach falsch eingruppiert". Mehrere hundert Euro weniger würde ein Mediziner in Bergedorf im Vergleich zu einem Hamburger Kollegen bekommen. Der Tarifvertrag mit dem Verband kirchlicher und diakonischer Anstellungsträger Nordelbien (VKDA) erkenne außerdem nur die Berufsjahre nur an, die am hiesigen Krankenhaus gemacht wurden.
Ginge es nach Montgomery, müssten die beim Marburger Bund organisierten Ärzte anders behandelt werden. Knapp 80 Prozent der Bergedorfer Ärzteschaft ist dort Mitglied. Trotzdem besteht der Tarifvertrag zwischen dem kirchlichen Arbeitgeber VKDA und der Gewerkschaft Ver.di. "Zu unserer großen Überraschung verzichtet Ver.di sogar auf das Streikrecht", sagt Montgomery. Die Ärzte des Marburger Bundes dürfen am Montag deshalb streiken, die Kollegen von Ver.di nicht.
Während rund 60 Ärzte am Montag in der Bergedorfer Fußgängerzone einen Infostand errichten, bleibt in der Klinik die Notversorgung gesichert. Ähnlich wie an Feiertagen sollen Notfälle zwar behandelt werden, es wird jedoch keine Regeluntersuchungen geben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!