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Archiv-Artikel

Tapir heuert Tod

In „Helges Leben von Sibylle Berg ist die Menschheit ausgestorben, deshalb haben Frau Gott und Frau Tod nichts mehr zu tun. Gegen Bezahlung unterhalten sie reiche Tiere – sie führen ihnen vor, wie die Menschen einst auf der Erde hausten, Weltkriege begingen oder babylonischen Ritualen frönten. Herr Tapir und Frau Reh aber haben sich etwas Besonderes ausgesucht – sie wollen ein „ganz normales Menschenleben“ sehen. Bedingung: bloß keinen Sex!

Diesen Wunsch ihrer eigenen Figuren ignoriert die Autorin leider hartnäckig. Sex bestimmt fast alle Gedanken, Worte und Taten, die auf der Bühne gezeigt, gebrüllt und gesungen werden – schließlich geht es um Menschen. „Die waren eben nur durch ihren Insinkt gesteuert“, wie der altkluge Herr Tapir weiß. Auch Helges Vater muss feststellen: „Das Denken bringt nichts, das bleibt ja im Kopf drin.“ Sein Sohn, der Bettnässer, erschießt ihn kurz darauf, aus Angst – alles ganz normal.

Das Junge Theater macht im Güterbahnhof aus „Helges Leben“ das Beste, was möglich ist: Eine krachlaute Revue der Karikaturen, mit viel Gesang und in breitem Strich bonbonfarben hingepinselt. Zu retten ist das Stück dennoch nicht. Für eine Satire fehlt ihm die Garstigkeit, trotz der unmotiviert brachialen Handlung und Sprache.

„Wer hat gesagt, dass jung sein schön ist?“, fragt Helges Angst. „Bleibt es denn so, wie es ist?“, will Helge wissen. „Nein“, sagt die Angst, „es wird schlimmer“. Leider ist das wahr. Peter König

„Helges Leben“, 4. -8. Mai, 20.30 Uhr