: „Taktik liegt mir völlig fern“
Junges ZDF (I): Im Gespräch pflegt Barbara Schöneberger ohne Unterlass vor sich hin zu plappern, das finden ganz viele Menschen süß und frisch. Hoffentlich auch das ZDF-Publikum (Sa., 23.15 Uhr)
Nun darf auch sie die Jugend wieder für das ZDF gewinnen. Als Gastgeberin der Sing-, Spiel- und Talkshow „Die Barbara Schöneberger Show“, in der Prominente wie Michael „Bully“ Herbig laut Barbara Schöneberger sogar Dinge machen, die sie sonst nie tun – albern sein, zum Beispiel.
Haben Sie eigentlich nie Angst vor der Kamera?
Barbara Schöneberger: Nö, ich hab relativ schnell gemerkt, dass ich keine Angst hab. Im Prinzip fühl ich mich eher angespornt, wenn Rotlicht an ist, wobei ich allerdings nicht nur aufdrehe, wenn eine Kamera läuft und zu Hause in tiefe Depressionen verfalle.
Manche Prominente haben ja eine Bühnen- und eine Privatpersönlichkeit, Sie auch?
Ich glaube, die richtig guten Leute, die sind relativ authentisch in beiden Bereichen. Alle haben bestimmt ihre Abgründe, aber zum Beispiel Harald Schmidt ist im Leben genau so sarkastisch wie in seiner Sendung. Schlimm find ich die, die vorne einen auf Pfarrer machen und hintenrum die Mitarbeiter zusammenschreien.
Manche machen das vermutlich aus Schutzgründen …
Ja, aber das bedeutet Überlegung, Taktik, und so etwas liegt mir völlig fern, ich bin jemand der Dinge erst mal macht. Und wenn Folgen eintreten, erst dann darüber nachdenkt, ob mir das gefällt … ich hab am Anfang zum Beispiel sehr offen über mein Privatleben geredet. Wenn mich zum Beispiel jemand fragt, ob ich verliebt bin, kann ich nicht nur sagen: „Ja!“, nächste Frage.
Es gibt fast schon einen Kult um Sie, wie erklären Sie sich das?
Ich glaube Kult ist ein schwieriges Wort. Wenn etwas darunter läuft, findet man das super – aber man kann es nicht mehr steuern: Im Prinzip sind wir nur zu der richtigen Zeit mit der richtigen Sendung, nämlich „Blondes Gift“ an den Start gegangen. Obwohl sämtliche Programmplaner der professionellen Sender damals gesagt haben, tut mir Leid, damit können wir überhaupt nichts anfangen, das wird nicht laufen. Weil es auch so ungewollt trashig war. Am Anfang hab ich damit gerechnet, dass ich in schmal geschnittenen Gucci- Klamotten rauskommen und in einem supertollen Set sitze. Die Umsetzung war dann doch ein bisschen anders – Scheißklamotten und ein Set, das auseinander fällt. Wir haben einfach die Not zur Tugend gemacht aber eigentlich eher peu à peu, das war kein Plan.
Sie bekommen extrem viel Fanpost …
Ich kann nicht beurteilen wieso das so ist. Manchmal sagen die Leute: „Oh, du bist so normal geblieben“, vielleicht deswegen. Ich erklär das mal am Beispiel Anke Engelke, die ich sehr toll finde: Das ist eine Frau, die nicht immer aussieht wie aus dem Ei gepellt, wenn ich die neben Jenny Elvers stelle oder neben Verona Feldbusch. Die Anke kann über sich selber lachen, die sitzt auch mal neben Gottschalk auf dem Sofa und sieht unvorteilhaft aus, weil sie ein Gesicht zieht. Das würde eine andere nie machen! Ich glaube, das ist bei mir auch oft der Fall gewesen, dass ich nicht aussehe wie aus dem Ei gepellt. Ich bin eben ziemlich bequem und lieber noch ne Stunde zu Hause oder mit Paul zusammen, als dass ich zum Friseur renne und mir eine betonierte Hochsteckfrisur mache.
Haben Sie Vorbilder?
Zum Beispiel Anke – die fand ich immer uneingeschränkt toll, weil sie die einzige Frau in Deutschland ist, die überhaupt was im Entertainment-Bereich macht.
Die einzige? Was ist mit Charlotte Roche? Christine Westermann?
Charlotte Roche ist auch supergeil. Aber Viva hab ich mal zwei Jahre überhaupt nicht gekriegt. Und Christine Westermann – ja, ist auch gut, aber ich meine von den Jungen.
Wieso gibt es denn wenig TV-Frauen, die einem gefallen?
Keine Ahnung, ich glaube dass das Fernsehen zeitversetzt zu gesellschaftlichen Entwicklungen eine Weile braucht, bis sich bestimmt Dinge durchgesetzt haben. Als Harald Schmidt anlief, hat die ganze Nation geschrien: „Furchtbar!“ Ich fand’s auch ganz schlimm und menschenverachtend – doch jetzt möchte man nicht mehr drauf verzichten.
Finden Sie denn, dass so viele Männer tolle Sachen im Fernsehen machen?
Na ja, zumindest gibt es viele, die unangefochten ihre Position verteidigen, also Beckmann, Kerner, Jauch, Schmidt, Gottschalk, Raab.
Würden Sie Filme machen?
Klar, würde ich machen, ich krieg ganz viele Angebote für Kinofilme, Spielfilme. Wenn ich das zeitlich schaffe, würde ich gern mitmachen! Würde ich mir auch zutrauen, weil ich eine ganz andere Herangehensweise habe. Ich würde zwar nichts Trauriges spielen können. Aber jemanden zu mimen, der mir charaktermäßig nah ist, damit hätte ich kein Problem. Ich würde da einfach morgens hingehen, und dann kann ich meinen Text oder auch nicht.
Klingt, als ob Sie selten an sich zweifelten …
Doch, ich zweifele ganz oft an mir, aber ich weiß, dass ich bestimmt Dinge gut machen kann, weil oft ne innere Lockerheit zum Ziel führt.
Woher kommt das?
Dieses Urvertrauen? Das kriegt man von seinen Eltern mit.
INTERVIEW: JENNI ZYLKA