fundgrube : Take a seat!
Wenn ich den allmählich zunehmenden Bauch betrachte, weiß ich, dass ich zu viel sitze. An den mangelnden Kalorienverbrauch in dieser Haltung hat leider kein Stuhl etwas ändern können, obwohl das Möbel schon viele Gestaltwandlungen durchgemacht hat. Die letzten 200 Jahre seiner Formfindung, nämlich seitdem das Sitzgerät industriell hergestellt wird, vollzieht das Vitra Design Museum Berlin in seiner aktuellen Ausstellung „Take a Seat!“ anhand von 224 ausgewählten Stücken nach.
Stuhl oder Sessel ist hier nicht die Frage. Munter gemischt, jedoch in chronologischer Folge, werden die Harten zum Aufrechtsitzen und die Weichen zum Lümmeln in hohen Glasregalen präsentiert, die sich durch den schmalen Ausstellungsraum schlängeln. Ob der erste Kaffeehausstuhl von Michael Thonet (1849), die „Sitzmaschine“ von Josef Hoffmann (1804) oder die mannigfaltigen Prototypen aus dem Atelier von Gerrit Thomas Rietveld – die Auswahl ist nicht erschöpfend, stellt aber vielfältige Bezüge her, wie etwa zwischen Material und Form; gerade die ersten synthetischen Stühle sind aufgrund der damaligen Unkenntnis über das langfristige Materialverhalten oft nur begrenzt haltbar. Damit das Rufzeichen im Ausstellungstitel auch Sinn macht, werden für die Dauer der Ausstellung 25 Stühle in die Café-Lounge gestellt. So kann man sich sitzend über einige Exponate sein eigenes Urteil bilden.
Bis 22. Juni, Vitra Design Museum Berlin, Kopenhagener Str. 58,Berlin-Pankow, Di.–So. 11–20 Uhr,Fr. bis 22 Uhr