Tach auch: Schnipsel ungültig!
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 8. Versuch
Haben Sie eigentlich schon ausführlich genug über das Wort „sattsam“ nachgedacht? Sind Sie mit mir der Meinung, daß es ein Gesetz geben sollte, das die Verwendung des Wortes „sattsam“ zwingend in jedem Text, in jeder Rede, in jeder Vorschrift vorschreibt? Weil dann die Welt eine andere wäre? Die heutige Montagsrede behandelt den sattsam bekannten (kann man „sattsam“ eigentlich von „bekannt“ entkoppeln und für sich stehen lassen?) Abreißschnipsel. Eben jenes Zettelchen, welches uns, einmal abgerissen, an der Fleischtheke einen Platz in der Drankomm-Hierarchie garantiert.
Leider knautschen und knubbeln wir das Zettelchen in der Hand, während wir zwischendurch schon mal Sherry oder Mon Cherie für den Schatz einpacken, um ihn plötzlich wie einen Beweis in die Höhe zu halten und dann in einem mit rotweißen Läppchen ausgeschlagenen Flechtkörbchen zu versenken.
Doch die Sicherheit, die uns diese Platzkarte im Gewühle vor der Fleischtheke vermittelt, steht auf tönernen Füßen. Lesen Sie das Kleingedruckte: „Nach erfolgtem Aufruf ungültig!“ Wes Nummer übersprungen wurde, weil er Hefe suchte (Hefesuchen verschlingt so viel Lebenszeit, daß Leute, die mit 73 sterben, ohne Hefesuchen 74 geworden wären), der muß einen neuen Abreißschnipsel ziehen und ein neues Spiel wagen.
Hier nun zwei Tips der Tach auch-Verbraucherberatung:
1) Lesen Sie das Kleingedruckte! 2) Reißen Sie zehn Abreißschnipsel auf einmal ab. Sie werden, wenn Sie dran sind, mit dem Lied der Fleischfachverkäuferin sattsam belohnt: „Vierundzwanzig ... fünfundzwahanzig ... sechsunhundzwahahanzig ... siehiehie...“ Burkhard Straßmann
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