Tach auch: „Was kann ich ...“
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 13. Versuch
Es ist Mode geworden, für jeden Fliegenschiß und, was schlimmer ist, für wichtige Fragen Hotlines einzurichten, bei denen sich Anja Wiebold meldet, die sagt: Guten Tag, meine Name ist Anja Wiebold, was kann ich für Sie tun? Es ist weiter Mode geworden, sich darüber wahnsinnig aufzuregen, daß man von irgendwelchen schnöseligen Sprücheklopfern den Namen gesagt bekommt und den schmierigen Spruch. Kulturkritische Feuilletonleser und hocherregbare Vermischtes-Leserinnen sinnen auf Rache, die so aussehen könnte, daß man Anja Wiebold auf die Frage Was kann ich für Sie tun? anbrüllt: „Sie können mich am Arsch lecken!“
Alles Dummheiten! Versuchen Sie es mal selbst. Heben Sie ab und melden Sie sich mit: Guten Tag, mein Name ist Pit Brunfdummer, was kann ich für Sie tun? Sie werden sehen: Das macht unwahrscheinlich viel Spaß, so furzdoof rumzulallen, das ist eine innere Säuberung, das ist Einlauf und Beichte in einem!
Weiter ist zur Mode geworden, auf die Frage Wie geht's? den Fragenden ungefragt mit der traurigen Wahrheit zu behelligen, daß man wie Hund leidet unter seiner Beziehung, der knappen Kohle oder dem geklauten Fahrrad. Niemand, NIEMAND will so was hören! Wenn ich der liebe Gott oder so ein Gentechnikpapst wäre, würde ich die Menschen so programmieren, daß sie auf die Frage Wie geht's? nur so antworten könnten: Alles Turnschuh! Solche Petitessen sind es, die die Welt vor dem Untergang (Silvester 99) retten können. Burkhard Straßmann
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