Tabelle der 25 Gefahren: Neue Viren, altes Eisen
Die gesamte Liste der 25 Möglichkeiten, wie bis zum Jahr 2050 die Artenvielfalt gefährdet werden kann. Einige Gefahren bieten auch Chancen.
BERLIN taz Britische Biologen starteten eine Umfrage unter Forschern: Welche neuen Gefahren drohen der Artenvielfalt in den kommenden Jahrzehnten. Gibt es duch diese neuen Entwicklungen auch Chancen? Was muss Forschung und Regierung tun? Hier die 25 Punkte lange Hitliste der Forscher um William Sutherland, Professor an der Universität von Cambridge. Sie erscheint im "Journal of Applied Ecology" der British Ecological Society. Diese Zeitschrift ist jedoch nur für Abonnenten zugänglich.
Nanotechnik: winzige Teilchen, die in immer größeren Mengen in die Biosphäre gelangen und potentiell giftig sind. Als Chance dabei gilt, dass mit Hilfe der Nanotechnik andere schädliche Substanzen gebunden werden können.
Künstliches Leben und biomimietische Roboter: Niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit. Wirken wie eingeschleppte Arten, jedoch mit unbekannten neuen Effekten. Können, wie der Name Roboter sagt, aber auch nützliche dinge in Ökosystemenen bewirken.
Unbedachte Nebeneffekte von künstlichen Krankheitskeimen: Es geht vor allem um genveränderte Organismen und Impfstoffe.
Neue natürliche Krankheitskeime: Kommen wie AIDS aus anderen Gegenden und Arten in unsere Ökosysteme.
Maßnahmen gegen Seuchen: Schränken die Wanderung von Arten ein (siehe Tötungsaktionen bei Vogelgrippe) oder deren Verbreitung (z.b. Insektenbekämpfung)
Neue Arten siedeln sich wegen der Erwärmung an: Australien dient als Lehrbeispiel, wie eingewanderte Arten die heimischen an den Rand der Ausrottung bringen. Ähnliches droht der Nordsee. Chancen: neue Arten bringen neue Vielfalt.
Wiederherstellung von Lebensräumen für sehr beliebte Arten ("iconic species"): Adler, Milan, britische Horror-Moore etc. kosten viel. Chancen: solche Naturparks können auch die Grundlage für nachhaltige Ökosysteme bilden.
Maßnahmen, um wegen der Klimaerwärmung, die Wanderung der bedrohten Arten zu managen: Konsequenzen oft schwer vorher zu sagen.
Häufigkeit extremer Wetterereignise: Sie reduzieren vor allem lokal die Atenvielfalt. Chance dabei: Pionierarten profitieren.
Das sogenannte Geo-Engineering: Großflächige Maßnahmen wie Eisenstaub in die Meere oder Schwefeldioxid in die Stratossphäre streuen, um der Klimaerwärmung entgegen zu wirken. Die Forscher schätzen hier sowohl Eintrittswahrscheinlichkeit wie auch Chancen und Gefahren als "hoch" ein.
Das Denkmodell des Ökosystems setzt sich gegenüber dem Artenschutz durch: Optimierung auch auf neue Nutzungsarten. Im Prinzip müssten sich dadurch auch ausgefeiltere und nachhaltigere Schutzprogramme erstellen lassen. Der Fokus auf den reinen Artenschutz kann dadurch verloren gehen.
Erhöhtes Feuerrisiko: Erfordert Brandschutzmaßnahmen wie Schneisen im Wald etc., die in Lebensräume eingreifen. Chancen für Arten, die Feuer gewohnt sind.
Erhöhte Nachfrage für Biosprit und Biomasse: Verlust von halbnatürlichem Land, mehr Pestizide, mehr Wasserverbrauch. Chance: Manche der neuen Nutzpflanzen können für den Artenschutz besser sein als heutige Agrarpflanzen.
Starke Nachfrage nach Essen: Imer mehr Ackerland, immer intensivere Methoden durch höhere Essenspreise.
Versauerung der Meere: Abnahme von Arten die Kalk in ihren Organismus einbauen (Muscheln, Korallen). Zunahme mancher anderer Arten.
Kaltwasser-Lebensräume an den kontinentalen Rändern werden reduziert: Deren Arten könen eventuell nach Norden wandern, neue Arten aus wärmeren Gewässern ziehen nach.
Deutliche Erhöhung der Stromerzeugung an der Küste: Eventuell Risiko für Arten, die Windräder und Unterwasserturbinen nicht vertragen (Vögel). Chance: Die Kraftwerke schaffen neue Lebensräume (Sockel der Windmasten im Meer).
Extreme Fluten: Zerstörung der Lebensräume. Versalzen. Chance: Verringert Besiedlung an den Küsten.
Anstieg des Meeresspiegels: Folge des schmelzenden Eises. Chance: neue Brackwasser-Habitate.
Dramatische Veränderungen der Süßwasserströme: unter anderem mehr im Winter, weniger im Sommer.
Naturschutzpolitik kann nicht mit der Geschwindigkeit der Veränderungen mithalten.
Das Internet: Neue Techniken können ein Ersatz werden für das Erleben realer Natur. Chance: Verbesserte Kenntnis der Artenvielfalt.
Weniger Engagement im Naturschutz bietet keine Chancen.
Geldwert als Schlüsselkriterium bei der Entscheidung über Artenschutzmaßnahmen: Bietet immerhin die Chance, dass der Atenschutz in das Mainstream-Denken Einzug hält, weil dann die Werte des Artenschutzes besser geschätzt werden.
Feindliche Öffentlichkeit: Weil durch all die Naturveränderungen die menschliche Gesundheit gefährdet ist, steigt die Antipathie der Menschen gegenüber Natur und Wildnis - hohe Eintrittswahrscheinlichkeit.
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