■ TV-Tip: „Erschieß mich!“
Die vierteilige „American Independent“-Reihe der ARD startet heute um 23 Uhr mit Alexandre Rockwells „In the Soup“.
Eigentlich wollte Adolpho einen Film drehen, in dem Nietzsche und Dostojewski Pingpong spielen. Doch als das Budget des Tarkowski-Fans nicht einmal für die Miete reicht und der großzügig-väterliche Gangster Joe sich als Geldbeschaffer in Adolphos Leben drängt, wird der Weg zum Ziel. Ausgelassen und heiter wie ein Zen-Meister nimmt der kriminelle Mäzen Joe den nur anfangs irritierten Adolpho mit zum Einbruch, Autoklau und zum Drogendeal. Zwischen den fetten Beutezügen liest der Regisseur in spe Joe aus seinem Drehbuch vor, kommt aber nur bis Seite vier: „Erschieß mich!“, sagt Joe verzweifelt, „denn wenn du mir noch eine Seite vorliest, erschieße ich dich.“
Alexandre Rockwells „In the Soup“ bildet den Auftakt einer vierteiligen Reihe mit American Independents, die am 2. November mit „My private Idahoe“ fortgesetzt wird. Produziert wurde „In the soup“ von Jim Jarmush, der auch in einer Nebenrolle auftritt. Als Produzent der zynischen Fernsehshow „Die nackte Wahrheit“ läßt er mittellose Künstler wie Adolpho für ein paar Dollar vor der Kamera über ihre Projekte reden – unbekleidet.
„In the Soup“ ist eine angenehm beiläufige Komödie mit pointiert- bissigen Reflexionen über (Kunst-)Kino. Derweil Adolpho das Budget für seinen abgedreht- verstiegenen Film ergaunert, erlebt er eine filmreife Szene nach der anderen. Das Arbeitsbündnis zwischen dem naiven Künstler und dem abgebrühten Ganoven liefert als permanente Reibungsfläche eine Überfülle poetisch verzirkelter Konflikte, an denen der Regisseur sich virtuos abarbeitet. Der im Kino 1992 in Schwarzweiß gelaufene Film wurde auf Jarmushs Geheiß in Farbe gedreht – eine Vorbedingung für eine lukrative Zweitverwertung im Fernsehen. Für die ARD-Ausstrahlung erstellte Rockwell in aufwendiger Nachbearbeitung eine dritte Fassung, die je nach Stimmung in den Farbschattierungen changiert oder szenenweise ganz in Schwarzweiß verbleibt.Manfred Riepe
9.11.: „Ich und Veronica“;
16.11.: „Verlorene Herzen“
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