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TV-Talk Günther JauchStinke, Stinke, Stinke

Bei Jauch ging es am Sonntag um die griechische Krise. Auch Finanzminister Yanis Varoufakis war zugeschaltet. Besonders lustig: ein Video.

Stinkefinger haben Tradition – auch in Deutschland. Bild: dpa

BERLIN taz | Bei Günther Jauch war am Sonntagabend ein besonderer Gast: Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis, der per Live-Stream zugeschaltet wurde. Ihm „gegenüber“: Bayerns CSU-Finanzminister Markus Söder, der Kolumnist Ernst Elitz, die taz-Journalistin Ulrike Herrmann und natürlich Günther Jauch. Varoufakis wurde offensichtlich zugeschaltet, um sich gegenüber dem Fernsehpublikum zu rechtfertigen, warum „die Griechen“ jetzt eigentlich so schlecht haushalten und immer, immer mehr Geld wollen. Und schon witzelten und kritisierten die ersten Kommentatoren – vornehmlich Medienleute – auf Twitter.

Zum einen betraf das die Art und Weise, in der sich der Moderator an sein Publikum richtet und auch vorgibt, für sein Publikum zu sprechen. „Wir Deutsche“ sorgt schon bei manchen für Übelkeit.

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Einige ließen sich aber auch über den Debatten-Stil von CSU-Politiker Söder aus.

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Für die größte Aufregung sorgte aber das Stinkefinger-Video, das Jauch einblenden ließ, mit einem Zitat des heutigen Finanzministers Varoufakis. Es zeigt diesen auf einer Konferenz in 2013. Damals war Varoufakis noch Professor für Ökonomie. Angeblich soll der Mittelfinger in dem Filmchen an Deutschland gerichtet sein, begleitet von entsprechenden Worten. Varoufakis dementierte. Das Ganze sei „doctored“ – was soviel heißt wie manipuliert oder verändert. Er habe niemals die Dreistigkeit bessen, eine respektlose Botschaft wie diese an Deutschland zu richten, erklärte Varoufakis. Jauch guckte pikiert. Wie war das denn nun?

Medienjournalist Stefan Niggemeier kritisiert auf seinem Blog, dass vor allem vermisst wurde, den Kontext der Äußerung zu nennen. Nach Angaben der dpa erklärte die Produktionsfirma der Sendung am Montagmorgen, sie werde nun überprüfen, was an den Fälschungsvorwürfen dran sei.

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Während die Fragen um die konkrete Situation der Äußerung noch für Ärger sorgen, erfreuen sich andere über Mittelfinger im Allgemeinen – und beglücken die Welt mit lustigen Gifs.

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6 Kommentare

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  • Empörend, dass so eine Sendung durchgeht. Jauch kann nicht annähernd so ein Format , so eine Sendung ausfüllen. Schon seine Anmoderation, wo er eher wie ein Bub durch seine Stimme wie im Stimmbruch ankündigt, dass er gleich etwas "vorhat". Wer erlaubt ihm eigentlich so einen Text? Wieso sollte sich ein Minister von einem so kleinen Licht so vorführen lassen? Dass er sich auf das Niveau eines alten Filmes begibt passt gut zur Wahl und dem Niveau seiner männlichen "Mitstreiter". Einzig durch die taz-Redakteurin fand ich mich vetreten. Sicher aber nicht durch Jauch, der so schlechter Moderator ist, dass er nicht in der Lage ist, "von vielen Deutschen" sondern nur von DEN Deutschen, ALLEN Deutschen sprechen kann.

    Ich habe es nicht ertragen und abgeschaltet - wie eigentlich immer, wenn ich versuche Jauch anzuschauen ...

  • 6G
    6020 (Profil gelöscht)

    Also, das Jauch-Tribunal war, was das Konzept, und die mutmaßliche Intention angeht, blamabel, peinlich, ja, wie ich finde geradezu hetzerisch skandalös!

     

    Ich finde die TAZ Kritik daher als viel zu mild, der Rest der „Leit-Medien“ (SPON, FAZ etc.) findet dagegen solche Tribunale völlig OK und schlägt dabei noch i.d. gleiche Jauche Kerbe, widerlich!

     

    1. Der „Stinkefinger“: Ich vermute, Herr Varoufakis hat dies einfach vergessen, bzw. dem keine Bedeutung zugemessen, oder sich zu Recht über die falschen Aussagen Jauchs zu dem Bild empört .. falls es wirklich eine Fälschung wäre, wäre das schon ein Ding … ABER, was soll denn dieser Vorwurf, dieser Beitrag von Jauch in den Zusammenhang? Das Zitat/Video stammt von 2013 und es ging dort um einen ganz anderen Zusammenhang, als von Jauch und i.d. tendenziösen Einspielung behauptet.

     

    Näheres bei :

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/20713/wie-guenther-jauch-die-aussagen-von-varoufakis-verfaelschte/

     

    oder

    http://pantelouris.de/2015/03/15/die-sache-mit-dem-finger-varoufakis-bei-jauch/

     

    2. Richtig ist, das Varoufakis oft nicht direkt auf Jauchs Fragen antwortete, aber das ist nun völlig normal bei Politikern, und zudem auch gerechtfertigt, da Jauchs offensichtlicher Plan darin bestand, den gr. Minister vorzuführen und auf eine Anklagebank zu setzen.

    Die Themen wurden dabei von der Boulevard-Presse a la Bild vorgegeben

     

    3. Wenn man sich mit der Thematik nur ein wenig näher beschäftigt, kommt man schnell zu dem Punkt, an dem man feststellt, dass dies alles nicht mit Gut/Böse zu beschreiben ist, wobei genau dies Jauchs Intention zu sein schien. Die Troika, u.damit die EU & Merkel haben in GR Versagt, das sagen die Zahlen u.d. Vorgehensweise der Troika.

    Da jetzt wieder von den zu erfüllenden „Hausaufgaben“ (Jauch, Söder) zu sprechen, grenzt an hegemoniale Arroganz, oder ist gar Ausdruck eines Kulturrassismus, oder/und von Dummheit!

    • 6G
      6020 (Profil gelöscht)
      @6020 (Profil gelöscht):

      4. Die Griechen haben Fehler gemacht, sicher..

      der Hauptvorwurf dürfte sein, dass dort über Jahrzehnte korrupte Politiker gewählt wurden, welche aber in den letzten Jahren gerade genau von Merkel in Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands unterstützt wurden.

       

      Es war daher ein Ausdruck entweder von polit. verklärter Ideologie, oder einfach journalistischer Nachlässigkeit (oder beiden) wenn Jauch Varoufakis ständig mit den Sünden der alten Regierung konfrontiere, um damit aber die neue gr. Regierung an prangern zu wollen, welch Idiotie!

       

      5. Bestürzend & empörend ist, dass die o.g. Aufhetzung gegen die Griechen in der dt. Bevölkerung positive Resonanz findet, das erinnert an dunkle Zeiten und ist beängstigend!

  • Ergänzung:

     

    Die mit weitem Abstand einzigen sachlichen Kommentare in Jauchs Hau-den-Lukas-Sendung stammten von Ulrike Herrmann, taz-Redaktion halt.

     

    Chapeau!

  • Haben wir sonst keine Probleme (rhet.).

     

    Der "Stinkefinger". Künstliche Aufregung

    und Ablenkung von den tatsächlichen Inhalten.

     

    "Stinkefinger" ist doch längst Kult: http://www.sueddeutsche.de/politik/spd-kanzlerkandidat-im-sz-magazin-steinbrueck-zeigt-den-stinkefinger-1.1769507

     

    Varoufakis sollte vorgeführt werden.

     

    Das ist Boulevardjournalismus à la Jauch der untersten Schublade:RTL5SAT1-5.

     

    Was ist ein eventueller lächerlicher "Stinkefinger" gegen Schäubles Parteispendenbetrug in Höhe von 100.000 D-Mark (rhet.).

    • 6G
      6020 (Profil gelöscht)
      @Eilige Intuition:

      Zitat Jauch: "Die angebliche Verstrickung von Schäuble im CDU Spendenskandal .."

       

      Klar, Schäuble ist ja auch nur "angeblich" zurück getreten und ca. 3 Jahre in der politischen Versenkung verschwunden ..

       

      Mich wundert es schon, wie solche Dinge einfach vergessen werden, in den Medien, ebenso wie die "überarbeitete" Arbeitslosenstatistik vor etlichen Jahren unter Schröder.

       

      Da werden die heutigen Zahlen mit denen von vor 10 Jahren und länger verglichen, ohne zu berücksichtigen, das nach "alter Zählweise" zu den heutigen Zahlen ca. 2 Mrd. Arbeitslose hinzugerechnet werden müssten ... Ist dieses "Vergessen", und auch die von Schäubles irreguläre 100.000DM Spenden-Annahme nun polit. Demenz, oder etwa ein systematisches Verschweigen und eine Verdummung der Bevölkerung?

       

      Das Schockierende: Es funktioniert!