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TV-Buße auf Südkoreanisch

Seoul (ap/afp) - „Meine lieben Landsleute. Es tut mir wirklich leid“, schloß Ex-General und Junta-Chef Chun Doo Hwan gestern seine 30minütige TV-Entschuldigung vor dem „koreanischen Volk“. Im einzelnen übernahm er die Verantwortung für die Entlassung von Beamten und Journalisten nach seinem Machtantritt, den Tod von Regimegegnern, die in Lagern brutal behandelt worden waren, und für die Bestechlichkeit seiner Verwandten und Geschäftspartner. Eine spezielle Entschuldigung brachte er wegen des Blutbads 1980 in Kwangju vor, bei dem nach offiziellen Angaben rund 200, nach inoffiziellen 2.000 Menschen ums Leben kamen. Danach begab er sich unter Polizeischutz per Limousine in eine entlegene Gegend, um dort Buße zu tun. Am Vortag hatte das südkoreanische Parlament entschieden, Chun zur Aussage vor einem Untersuchungsausschuß zu laden. Zufrieden gab sich die Opposition auch nicht mit seiner Ankündigung, sein persönliches Vermögen dem Staat zu übereignen, und forderte die Ernennung eines Sonderanklägers, der sich mit der Korruption des Chun-Regimes befassen soll.

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