: TÜVs blindes Trabiauge
■ Milde Auslegung der westlichen Abgasgrenzwerte erwogen / Erste TÜV-Stelle mit westlichem Standard
Berlin (ap) - Der künftige DDR-TÜV will bei der Abgasuntersuchung der rund drei Millionen Trabis und anderen Autos aus östlicher Produktion womöglich ein Auge zudrücken. Klaus Rompe vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) Rheinland kündigte noch keine endgültige Entscheidung an. Mit der Plakettenpflicht vom 1. Oktober an seien in der DDR auch westliche Standards vorgesehen. Rompe sprach bei der Eröffnung der ersten Auto-Prüfstelle in der DDR, die mit Hilfe des TÜV Rheinland im Ostberliner Ortsteil Friedrichshagen eröffnet wurde.
Östlicher Partner bei der Errichtung der Prüfstraße nach westlichem Vorbild am Müggelseedammwar das staatliche Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung (ASMW). An der Prüfstelle sollen 20 Techniker aus der DDR und der BRD arbeiten und weitere Techniker ausgebildet werden. Das Amt und der Rheinländische TÜV wollen vor Einführung der Plakettenpflicht in der DDR noch 20 weitere Prüfstellen eröffnen. In das gemeinsame Unternehmen investierte der bundesdeutsche Partner bisher 120.000 Mark. ASMW-Präsident Volkhard Lößner kündigte die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft an. Rompe's Institution wolle in der „Hauptstadt der DDR Flagge zeigen, um später die Anerkennung für die amtliche Überwachung“ zu erlangen. Bis zur Einführung der Prüfpflicht sollen die Fahrzeug -Untersuchungen als Dienstleistung angeboten werden. Ein Auto-check werde mit 46,16 Mark berechnet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen