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Archiv-Artikel

TEURERE FAHRSCHEINE Die neuen Preise bei Bus und Bahn sieht Opposition bereits über der Schmerzgrenze

Die erneute Fahrpreiserhöhung für Bus und Bahn überschreitet nach Ansicht der Opposition die finanzielle Schmerzgrenze vieler Berliner. Dies sei die zweite Erhöhung innerhalb eines Jahres, kritisierte der Linke-Verkehrsexperte Harald Wolf am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Der Preis für einen Einzelfahrschein solle binnen zwölf Monaten um mehr als zehn Prozent steigen. „Das ist verkehrspolitisch wie sozialpolitisch nicht verträglich“, sagte Wolf. Verkehrssenator Michael Müller (SPD) sprach dagegen von einer „Erhöhung mit Augenmaß“. Von den Unternehmen erwarte er nun aber, „dass sie unter Beweis stellen, dass sie diese Erhöhung verdient haben“.

Zum 1. August sollen die Fahrpreise im Nahverkehr um durchschnittlich 2,8 Prozent steigen. Der Einzelfahrschein für das Berliner Tarifgebiet AB wird dann 2,60 statt bisher 2,40 Euro kosten, der für das Tarifgebiet ABC 3,20 statt 3,10 Euro. Auch Monatskarten sollen teurer werden.

Für eine Hin- und Rückfahrt seien dann mehr als fünf Euro zu bezahlen, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar: „Die Erhöhung ist dreist und ungerechtfertigt.“ Die Grünen forderten das Parlament auf, die neuen Preise abzulehnen. Die Wirtschaftlichkeit von Bussen und Bahnen solle lieber durch steigende Nutzerzahlen gesteigert werden.

Schlechteres Angebot

Für ein Angebot, das durch die S-Bahn-Probleme schlechter geworden ist, sollen die Fahrgäste jetzt auch noch mehr zahlen, so der Vorwurf der Opposition aus Grünen, Linken und Piraten. Der Senat habe die Berliner Verkehrsbetriebe bewusst in die Verschuldung fahren lassen, sagte Wolf. Jetzt müsse er seiner Verantwortung für die Fahrgäste gerecht werden.

Müller verteidigte die neuen Preise auch damit, dass Monatstickets kaum teurer würden. „Es lohnt sich künftig schon ab 30 Fahrten.“ Das Ziel sei, dadurch mehr Stammkunden zu gewinnen.

Der SPD-Abgeordnete Ole Kreins wies auf stärkere Fahrpreiserhöhungen in anderen Großstädten hin. So stiegen die Preise etwa in Hamburg durchschnittlich um 3,5 Prozent, in Berlin aber nur um 2,8 Prozent. Zudem müsse die BVG dringend in ihre Infrastruktur investieren. Die Opposition mache es sich mit ihrer Ablehnung zu einfach, kritisierte er. (dpa)