TCHOBAN FOUNDATION – MUSEUM FÜR ARCHITEKTURZEICHNUNG : Architektonischer Wundschorf: Landschaften der Zerstörung
Massive Stahlstelen bohren sich in die Fassade, Lichtsäulen verlängern die futuristische Skulptur ins Innere. Mal bilden die Streben, Treppen und Lichter 90°, mal 45°, mal kleinere, mal größere Winkel und Knicke. Alles ist in gleißendes Licht getaucht und stets in Bewegung. So wirkt die kantige, schroffe Architektur wundersam einladend und abstoßend zugleich. Die Rede ist von Lebbeus Woods’ Licht-Pavillon in Chengdu, China, Woods’ einzigem realisierten Gebäude. Eigentlich fokussierte er sich sein Leben lang auf experimentelle Projekte und Architekturtheorie. So gibt es ein erhabenes Oeuvre, von dem eine Auswahl in der Tchoban Foundation ausgestellt ist. Wer die Konzeptionalität und Detailbesessenheit eines François Schuiten schätzt, der 16 Jahre nach Woods das Licht der Welt erblickte, ist hier genau richtig: Woods, 2012 gestorben, stand dem niederländischen Architekten und Comiczeichner in nichts nach. Seine Zeichnungen zeigen eine düstere Welt, in der selbst Prunkbauten nichts Gutes verheißen. Wohl deswegen wurde Woods auch mit der Ausarbeitung der Sets einer alternativen Version von „Alien 3“ und „12 Monkeys“ beauftragt. Es folgten Desaster! Bei „Alien 3“ wurde der Regisseur gefeuert und mit ihm Woods. Terry Gilliam ließ sich derart von Woods inspirieren, dass er die Räume 1:1 übernahm, wie etwa den Verhörraum in „12 Monkeys“. Woods erhielt dafür immerhin eine sechsstellige Entschädigung. MJ
■ Bis 3. Oktober, Mo.–Fr. 14–19, Sa. + So. 13–17, Christinenstr. 18 a