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Archiv-Artikel

TAZ-ADVENTSKALENDER: ZIMMERSTRASSE 11 Alles außer gewöhnlich

11. DEZEMBER Bei boxoffberlin gibt es Berliner Souvenirs der etwas anderen Art: etwa Taschen aus alten Drucktüchern und Gurtbändern, Musikverstärker aus Pappe und hölzerne Postkarten

Wer am Checkpoint Charlie entlangspaziert und auf der Suche nach einem Andenken aus der Hauptstadt ist, dem mag es vielleicht schwerfallen, sich bei der Masse an Souvenirläden entscheiden zu können. Das Angebot ist groß – gleichzeitig scheint das Repertoire an Souvenirs recht einseitig.

Bewegt man sich jedoch in die Querstraße der Touristenmeile, landet man in der Zimmerstraße 11 an einem Laden, der sich schon auf den ersten Blick konzeptionell von den anderen abzuheben scheint: Hier befindet sich boxoffberlin, kurz bob, wie unverkennbar in dicken, weißen Buchstaben über der Ladentür steht. Ein Blick in das Schaufenster verrät: Man wird nicht auf Armeen von Ampelmännchenfiguren, Kollektionen von NVA-Schirmmützen oder in Plexiglas verschweißte angebliche Mauerstücke stoßen. Es findet sich ein vielfältiges Angebot an ausgewählten Produkten lokaler Künstler, Musiker, Designer und Autoren: Von Taschen, designt aus alten Drucktüchern und Gurtbändern, Musikverstärkern aus Pappe, Street-Art-Bildbänden bis hin zu hölzernen Postkarten ist alles vertreten. „boxoffberlin soll den Touristen eine Alternative zu dem üblichen Plunder bieten“, sagt Inhaber Stephan Schmidt, der zuvor als Fotodesigner arbeitete. Eröffnet hat der gebürtige Bielefelder den Shop 2007 mit einem ehemaligen Studienkollegen, heute betreibt er den Laden mit seiner Freundin Ariana Mirza.

Der Name boxoffberlin kommt nicht von ungefähr: Die Ursprungsidee war, den Shop nicht an einem festen Standort zu haben, sondern die Designprodukte in einem Stahlbox-Seecontainer zu verkaufen. Mit diesem sollte immer wieder an einem neuen Ort aufgeschlagen werden. Fehlende Genehmigungen für das Vorhaben sorgten damals für eine Planänderung. Man sah sich nach einem geeigneten Ladenlokal um und stieß auf die Zimmerstraße. „Die Straße hat uns gleich gut gefallen, weil sie ganz viel Berliner Geschichte in sich trägt. Das ist ein Ort, der Touristen aus der ganzen Welt anzieht.“ So verlief nur drei Meter vor der Ladentür die Mauer zwischen Ost und West.

Wenn man den Wahlberliner nach seinem boxoffberlin-Konzept fragt, wird klar, wie wichtig ihm der Bezug zu Berlin ist. Der 52-Jährige wählt seine Verkaufswaren unter dem Aspekt aus, dass diese von Berlinern hergestellt werden. Die Produzenten, die ihn mit Waren beliefern, kennt er alle persönlich, entdeckte viele Artikel auf Kreativmärkten. „Ich möchte hier auch weniger bekannten Künstlern eine Plattform bieten.“ Es gibt eine Espressobar, in der Galerie im hinteren Raum des Ladens werden mehrmals jährlich Vernissagen veranstaltet, auch kleine Konzerte finden ab und zu statt. Neben Stammkunden aus aller Welt kämen auch viele Berliner her, die beispielsweise nach einem passenden Geschenk aus ihrer Heimatstadt suchen. JASMIN ROSTAM