Syrische Friedensgespräche unterbrochen: Jetzt geht es erstmal ums Geld
Die Friedensgespräche sind auf Ende Februar vertagt worden. Jetzt steht die internationale Geberkonferenz im Mittelpunkt und die Frage: Wer zahlt wieviel?
Schon der Start der Genfer Verhandlungen am Montag verlief holprig. Die syrische Opposition erklärte, die Führung in Damaskus solle erst die Bombardements von Zivilisten einstellen, Hilfslieferungen in die belagerten Rebellengebiete lassen und Tausende Gefangene freilassen. Später teilte Delegationschef Riad Hadschib mit, die Assad-Führung habe die Forderungen aber nicht erfüllt. Daher werde die Vertretung der Opposition am Donnerstag aus Genf abreisen und erst zurückkehren, bis „wir positive Schritte bei humanitären Fragen sehen“, erklärte er.
Der Chef der Delegation der syrischen Regierung, Baschar Dschaafari, warf der Opposition hingegen vor, „Befehlen ihrer Meister zu folgen, die Gespräche zu ruinieren“. Zudem sprach er von einem Scheitern der Gespräche, für das er Saudi-Arabien, die Türkei und Katar verantwortlich machte.
Die Opposition kritisiert vor allem eine parallel zu den Gesprächen gestartete Großoffensive der syrischen Regierungstruppen gegen Rebellen in der Provinz Aleppo. Laut dem Staatsfernsehen haben sich die Assad-Truppen inzwischen in zwei Dörfer durchgekämpft, die die Aufständischen seit drei Jahren belagert hatten. Noch bevor De Mistura die „vorübergehende Pause“ ankündigte, sagte die oppositionelle Unterhändlerin Basma Kodmani, dies sende die Botschaft aus: „Es gibt nichts zu verhandeln. Geht einfach nach Hause.“
Kerry macht syrischer Regierung Vorwürfe
Die beiden Dörfer Nubl und Sahra liegen inmitten des Rebellengebiets in der Provinz Aleppo, wo die Truppen von Präsident Baschar al-Assad in den vergangenen Tagen einiges an Terrain gewonnen hatten. Sollte sich bestätigen, dass der Belagerungsring der Rebellen um die Orte durchbrochen wurde, wäre das ein wichtiger Erfolg für die Regierung. Mit ihrer Offensive nördlich der Provinzhauptstadt Aleppo konnten die Regierungstruppen bereits eine wichtige Versorgungsroute für Rebellenkämpfer in die Türkei kappen.
US-Außenminister John Kerry warf der syrischen Regierung vor, nach einer militärischen Lösung des Konflikts zu streben. Davon zeugten die Attacken syrischer Truppen auf von den Rebellen gehaltene Gebiete. Zudem rief Kerry die Assad-Regierung zu einem Stopp der Bombardements auf, insbesondere in Aleppo.
Als positives Signal wurde hingegen am Mittwoch eine Hilfslieferung in den von Regierungstruppen belagerten Ort Muadamija etwa zehn Kilometer südwestlich der Hauptstadt Damaskus gewertet. Tags zuvor habe ein Konvoi mit 14 Lastwagen zudem den nahe gelegenen Ort Al-Tal erreicht, sagte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Pawel Krzysiek.
Der Bürgerkrieg in Syrien hat seit seinem Beginn 2011 mehr als 250.000 Menschen das Leben gekostet, Städte und Dörfer verwüstet und Millionen Menschen in die Flucht getrieben.
Die Geberkonferenz wird von Deutschland, Großbritannien, Norwegen, Kuwait und den UN ausgerichtet. Vorangegangene Veranstaltungen blieben durchgehend hinter den Erwartungen zurück. Der Chef der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Guy Ryder, sagte bei einem Besuch von Flüchtlingslagern in Jordanien, er denke, dass die „europäische Erfahrung“ – der Flüchtlingsandrang in wohlhabende EU-Staaten wie Deutschland, Schweden und Österreich – eine Verhaltensänderung bewirken könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!